Drohender Pflegenotstand: So will das Land Fachkräfte gewinnen

Trier/Mainz · Zu wenige Pflegekräfte für immer mehr alte und kranke Menschen: Dem Pflegenotstand will die Politik in Rheinland-Pfalz mit einer neuen Pflegekammer begegnen. Sie soll den Beruf attraktiver machen. Profitieren sollen letztlich die Menschen, die Pflege benötigen.

40.000 Menschen in Rheinland-Pfalz arbeiten in der professionellen Pflege. Das reicht nicht aus. Besonders in den ländlichen Regionen wie Eifel und Hunsrück gibt es bereits Engpässe. Experten wie Gisela Mayer-Schlöder, Sozialdezernentin des Eifelkreises Bitburg-Prüm, nennt die mangelnde gesellschaftliche Anerkennung und die hohe Unzufriedenheit mit dem strengen Zeitbudget beispielhaft als Gründe dafür, dass Pflegefachkräfte in Deutschland derzeit im Durchschnitt nur sieben Jahre im Beruf bleiben.

Das soll sich mit der ersten Pflegekammer in Deutschland ändern, die ab dem 1. Januar in Rheinland-Pfalz ihren Betrieb aufnehmen wird. Die Wahlunterlagen für die Vertreterversammlung liegen ab heute in den Briefkästen der 25.813 Pflegekräfte, die sich dafür registriert haben.

Ziel der vom Landtag einstimmig initiierten Standesvertretung ist es nach Aussage von Markus Mai, stellvertretender Pflegedirektor des Brüderkrankenhauses Trier und Vorsitzender des Gründungsausschusses, die Qualität in der Aus- und Fortbildung der Pflegeberufe zu verbessern und durch eine starke Lobby letztlich dem Pflegenotstand entgegenzuwirken. Die Pflegekammer werde ihre Mitglieder auch in der Politik vertreten und arbeite eng mit den anderen Heilberufskammern zusammen, etwa der Ärztekammer. "Die Bedingungen für die Pflegenden werden sich in den nächsten Jahren deutlich verbessern", ist Mai überzeugt.

Viele Betreiber privater Pflegeheime und ambulanter Dienste sehen das allerdings anders. So weigert sich der Arbeitgeberverband Pflege, die Daten der Beschäftigten an die Kammer weiterzugeben. "Die Altenpflege wird zum Steigbügelhalter für die Krankenhäuser", sagt Verbandspräsident Thomas Greiner. Er kritisiert vor allem die "Zwangsmitgliedschaft" und den monatlichen Pflichtbeitrag. Greiner schätzt etwa zehn Euro monatlich. Ähnliche Kritik übt Michael Greiner, Referent des Bundesverbandes Ambulante Dienste und Stationäre Einrichtungen (bad) für Rheinland-Pfalz: "Die Pflegekammer gleicht einer Katze, die man im Sack kaufen soll: Noch ist nicht klar, wie der konkrete Nutzen für die einzelnen Mitglieder aussehen soll."

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