Umwelt Glyphosat – „Ein vergleichbares Mittel gibt es nicht“

Trier · Egal ob Mais, Fuchsschwanz oder Distel. Glyphosat tötet alle Pflanzen, die nicht genetisch verändert wurden. Es ist ein „Total­herbizid“, dessen Eigenschaften die einen schätzen und die anderen verdammen.

„Der massive Einsatz hat schwerwiegende negative Auswirkungen auf unsere Umwelt. Er ist wesentlich mitverantwortlich für das dramatische Artensterben und den Verlust an Biodiversität – indirekt verdeutlicht durch die erschreckende Abnahme der Insektenpopulation. Es besteht also erheblicher Handlungsbedarf“, teilt das Mainzer Umweltministerium mit. Deswegen müsse der Einsatz von Glyphosat so schnell wie möglich durch bessere Methoden wie sensorgesteuerte mechanische Unkrautbekämpfung oder Öko-Landbau ersetzt werden.

Tatsächlich wird in Berlin sowohl im Landwirtschafts- als auch im Umweltministerium derzeit an allerlei Maßnahmen gebastelt, die dazu führen sollen, dass weniger Pflanzengift in die Umwelt gelangt. Für Hobbygärtner und auf Flächen, die für die Allgemeinheit bestimmt sind, wie Kindergärten, Schulen, Sportplätze oder Altenheime, soll es künftig tabu sein.

Gestritten wird noch darum, wie der Glyphosateinsatz in der Landwirtschaft eingeschränkt werden könnte – viele Bauern bangen, was da wohl auf sie zukommt. Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner will die Anwendung ausschließen, wenn in der Nähe keine Hecken wachsen. Auch will sie den Einsatz nach der Ernte begrenzen. Umweltministerin Svenja Schulze will am liebsten ganz weg vom Glyphosat. Ab 2020 sollen Landwirte, die es nutzen, zehn Prozent ihrer Flächen in Brachen oder Blühflächen verwandeln. Ein Vorstoß, der von Bauernvertretern heftig kritisiert wird.

Michael Schaaf, Pflanzenbauberater vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Eifel, hofft auf einen Kompromiss. „Glyphosat ist ein hochwirksames Mittel“, sagt er. Zum Einsatz komme es in der Region vor allem, um hartnäckige Wurzelunkräuter wie Disteln oder Quecken zu bekämpfen. „Ein vergleichbares Mittel gibt es nicht.“ Würde Glyphosat verboten, dann müsse man deutlich häufiger über den Acker oder das Grünland fahren, verbrauche viel mehr Sprit und erziele trotzdem nicht die gleiche Wirkung. An Lösungen wie GPS-gesteuerten Systemen, die in der Lage sind, Unkraut auch zwischen den Reihen zielgenau zu entfernen, werde noch gearbeitet. Davon, Glyphosat 14 Tage vor der Ernte ins Getreide zu spritzen, hält Schaaf nichts. Das müsse nicht sein. Aber für pflugloses Arbeiten am Hang oder zur Bekämpfung von Quecke und Distel sei das Mittel wichtig.

Was das Gesundheitliche angeht, da müsse er sich auf das Urteil der Zulassungsbehörden verlassen. Die Gefahr für Landwirte schätzt Schaaf auch darum als gering ein, weil sie beim Ausbringen meist in einer geschlossenen Kabine sitzen.

Was ein Eifeler Experte zu dem Thema sagt, können Sie hier nachlesen. Warum erste Händler aus der Region Trier Glyphosat aus den Regalen nehmen, wird hier behandelt.

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