Eine Rundfahrt in Glaubensfragen: Politiker und Religionsvertreter diskutieren bei einer Bootstour auf der Mosel

Trier · Lag’s am Thema, den prominenten Gästen oder an der Kombination? Der Andrang zur neunten Auflage der Diskussionsrunde Region in einem Boot war jedenfalls groß. So groß, dass der CDU-Bundestagsabgeordnete Bernhard Kaster etlichen Interessierten das Ticket fürs Moselschiff verweigern musste. Sie verpassten eine Debatte über Gott und die Welt.

Eine Rundfahrt in Glaubensfragen: Politiker und Religionsvertreter diskutieren bei einer Bootstour auf der Mosel
Foto: Roland Morgen

Für den größten Lacher des Abends sorgte der Gastgeber, als sich Bernhard Kaster nach zweistündiger Moselkreuzfahrt der Princesse Marie-Astrid mit einem schmackhaften Präsent bei seinen Gästen bedankte - zwei Flaschen erlesener Tropfen von den Bischöflichen Weingütern. Amüsant, weil der Weingutbesitzer, Triers Bischof Stephan Ackermann, selbst zu den Beschenkten gehörte. Der bedankte sich bei Bernhard Kaster dennoch artig für den Haustrunk.

Kritik an AfD und Pegida

Durchaus ernster waren dagegen die Themen, über die die Podiumsteilnehmer zuvor unter Leitung von TV-Chefredakteurin Isabell Funk diskutiert hatten. Es ging um Religionsfreiheit, das Verhältnis Kirche-Staat und das christlich-jüdische Werteverständnis. Ein hochaktuelles Thema, schon wegen der andauernden Debatten über islamischen Religionsunterricht oder das Burka-Verbot. Unionsfraktions-chef Volker Kauder ist der Ansicht, dass Bekleidungsvorschriften für den öffentlichen Raum nicht verfassungsgemäß sind, ein Verbot daher auch nichts bringe. In der Schule oder einem Schwimmbad sei dies allerdings etwas anderes; Vorschriften oder Verbote müssten dort auch eingehalten beziehungsweise durchgesetzt werden.

Der prominente CDU-Politiker lenkte den Fokus in seinem Eingangsstatement auf die brutale Verfolgung von Christen in vielen Teilen der Welt, etwa in Indien, China, Syrien oder dem Irak. Kauders These: Wo es keine Religionsfreiheit gibt, gibt es überhaupt keine Freiheit. Christen werden laut Kauder vor allem dort verfolgt, wo der Islam Staatsreligion ist oder Muslime in der Mehrzahl sind. Anders als im Christentum werde im Islam die Religion über den Einzelnen gestellt, umriss Volker Kauder einen der zentralen Unterschiede zwischen den beiden großen Religionen. Seine Forderung: Der Islam müsse seine Friedfertigkeit beweisen, in dem er auf die von seinen Anhängern begangenen Gräueltaten reagiere. Er erwarte dazu mehr öffentliche Bekundungen, so Kauder, "auch in Deutschland".
Alle Religionsführer trügen Verantwortung, das Friedenspotenzial von Religionen zu betonen, ergänzte Triers Bischof Stephan Ackermann.

Deutliche Kritik äußerten alle Diskussionsteilnehmer an den rechtspopulistischen Parteien und Bewegungen. Die AfD wolle Menschen gegeneinander aufhetzen und schaffe eine feindliche Stimmung in der Gesellschaft, meinte der Geschäftsführer des Zentralrats der Juden in Deutschland, Daniel Botmann. Er forderte die rund 250 Zuhörer auf der Marie-Astrid dazu auf, gegen die Agitation der AfD-Funktionäre zu handeln. "Die wollen ein Deutschland, das wir so nicht wollen." Jean Ehret, Direktor der Luxembourg School of Religion and Society, sagte, ihm machten Bewegungen wie die deutsche Pegida Angst. Es komme nicht auf Parolen an, sondern auf den konstruktiven Dialog - und Respekt gegenüber denen, die anders dächten. Nach Meinung des Trie8rer Bischofs wird der Begriff des jüdisch-christlichen Erbes von den Pegida-Anhängern missbraucht. Nach christlichem Verständnis sei jeder Mensch Bruder oder Schwester und werde von Christus erlöst - auch Muslime. "Das kann ich nicht einfach ausblenden", so Stephan Ackermann, der zugleich darauf hinwies, dass man bei den Muslimen - anders als etwa bei den Katholiken - häufig nicht wisse, wer nun für wen oder was spreche.

Nach zweistündiger Fahrt steuerte Kapitän Jürgen Emmes wieder den Anlegesteg im nahe Trier gelegenen Igel an. Gut möglich, dass die neunte Moseltour auch die letzte unter Federführung Bernhard Kasters war. Der CDU-Politiker hat nämlich schon vor einiger Zeit angekündigt, im kommenden Jahr nicht mehr für den Bundestag zu kandidieren. Stichwort

Das nach der damals zwölfjährigen luxemburgischen Prinzessin Marie-Astrid benannte Passagierschiff Princesse Marie-Astrid lief im April 1966 vom Stapel. Seit sechs Jahren ist das fünfte Schiff dieser Reihe auf Mosel, Saar und dem Rhein unterwegs. Es fährt unter luxemburgischer Flagge und wird von einem Zusammenschluss mehrerer Moselgemeinden und Tourismusvereinigungen betrieben.

Das Schiff ist 60 Meter lang, 11,40 Meter breit und hat eine maximale Kapazität von 500 Personen. Alle Schiffe der Reihe wurden von der Lux-Werft in Mondorf bei Bonn gebaut.

Auf einem Vorgängerschiff der heutigen Princesse Marie-Astrid wurde im Juni 1985 das Schengener Abkommen unterzeichnet, das die Öffnung der Grenzen besiegelt. sey

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