"Eucharistie als Abgrenzung"

SAARBRÜCKEN. Der Saarbrücker Theologie-Professor Gotthold Hasenhüttl wirft deutschen Bischöfen vor, sie verlangten einen "Eichmann-Gehorsam" von ihren Priestern. Dies schade dem Anliegen Jesu Christi.

Der Saarbrücker Priester Gotthold Hasenhüttl (69) bricht auch weiterhin eine Lanze für die Ökumene und geht mit den deutschen Bischöfen hart ins Gericht. Sie brauchten die Eucharistie, um sich gegenüber den Protestanten abzugrenzen. Hasenhüttl warf den Kirchen-Oberen in diesem Zusammenhang Machterhalt vor. Letztlich sei er deswegen auch suspendiert worden. Noch nicht einmal gegen Kinderschänder in den eigenen Reihen gingen die Kirchen-Hierarchen so streng vor. So lange die Ökumene nichts koste, werde sie propagiert. Wenn man allerdings Ernst mache, komme gleich ein Verbot, sagte der Theologe. Hasenhüttl sprach gegenüber der "Saarbrücker Zeitung" (SZ) von einem "Eichmann-Gehorsam", einem blinden Gehorsam, den die Bischöfe als Vorgesetzte von ihren Priestern forderten. Hasenhüttl war vergangene Woche vom Trierer Bischof Reinhard Marx suspendiert worden, weil er am Rande des ökumenischen Kirchentages in Berlin in einem katholischen Gottesdienst Protestanten zum Abendmahl eingeladen hatte. Auch die kirchliche Lehrerlaubnis soll dem Theologie-Professor, der seit einem Jahr im Ruhestand ist, entzogen werden. Marx erklärte, er habe als Bischof einschreiten müssen, weil "offen und demonstrativ" die Ordnung der Kirche und damit auch ihre Glaubwürdigkeit verletzt worden sei. Hasenhüttl verteidigte gegenüber der SZ sein Verhalten in der Berliner Gethsemane-Kirche. Er kritisierte die Entscheidung des Trierer Bischofs ("diktatorische Maßnahmen"), den er zum "reaktionären Kreis" der Mehrheit der deutschen Bischöfe zählte. Marx sei in keiner "Opferrolle" gewesen. Er hätte auch anders entscheiden können. "Unter seinen Vorgänger-Bischöfen Spital oder Stein wäre so etwas nicht passiert", gibt sich Hasenhüttl "hundertprozentig" sicher. Hasenhüttl plädierte dafür, mit Blick auf die weitere Entwicklung der Kirche fest zu der Glaubensgemeinschaft zu stehen. Auch wenn sich ihre Oberen gelegentlich unchristlich zeigten. Die Gläubigen würden immer selbstständiger, und das sei gut für die Kirche. Daraus resultiere die Angst der Hierarchen, die Macht zu verlieren.

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