Ex-CTT-Manager Doerfert erneut zu Gefängnisstrafe verurteilt

Trier · Wenn es für ihn schlecht läuft, muss der Trierer Gesundheitsmanager Hans-Joachim Doerfert schon bald wieder ins Gefängnis. Daneben droht dem 68-Jährigen noch ein neuerlicher Prozess vor dem Trierer Amtsgericht.

 Ein Bild aus dem Trierer Prozess: Hans-Joachim Doerfert (rechts) sitzt neben seinem Verteidiger Paul Greinert. Foto: TV-Archiv/Friedemann Vetter

Ein Bild aus dem Trierer Prozess: Hans-Joachim Doerfert (rechts) sitzt neben seinem Verteidiger Paul Greinert. Foto: TV-Archiv/Friedemann Vetter

Ließ Helmut Reusch im vergangenen August Gnade vor Recht ergehen? Als der Vorsitzende Richter am Trierer Amtsgericht im Fall Hans-Joachim Doerfert nach 13 Verhandlungstagen sein Urteil fällte, durfte der Angeklagte zufrieden sein. Denn Kult-Richter Reusch verurteilte den allseits bekannten Trierer Gesundheitsmanager nur zu einer Bewährungsstrafe, obwohl Anklagevertreter Wolfgang Bohnen Doerfert am liebsten hinter schwedische Gardinen geschickt hätte (siehe Hintergrund).

Weil er sich unschuldig fühlte, wollte Hans-Joachim Doerfert das Urteil anfechten. Es ging daneben, weil sein Verteidiger es versäumte, innerhalb der einwöchigen Frist Berufung gegen das Urteil einzulegen.

Anders Wolfgang Bohnen. Der Koblenzer Oberstaatsanwalt legte rechtzeitig Berufung ein und konnte sich nun - mit rund achtmonatiger Verzögerung - freuen. Das Koblenzer Landgericht verschärfte in der Berufung das Trierer Urteil und schickte Doerfert für anderthalb Jahre ins Gefängnis. Die Diskrepanz zwischen dem Trierer und dem Koblenzer Urteil dürfte Nicht-Juristen einigermaßen irritieren.

Für den 68-jährigen Doerfert geht es jedenfalls um einiges, sollte er mit seiner Revision keinen Erfolg haben. Denn zu den vom Koblenzer Landgericht verhängten anderthalb Jahren Gefängnis könnten fünf weitere Jahre Knast hinzukommen. Das ist die Reststrafe aus einer alten Verurteilung des ehemaligen ctt-Managers, die vor sieben Jahren zur Bewährung ausgesetzt wurde - unter anderem wegen Doerferts angeschlagener Gesundheit.

Sollte die Bewährung widerrufen werden, weil Doerfert in der Bewährungszeit noch einmal straffällig geworden ist, drohen dem gebürtigen Saarländer insgesamt sogar sechseinhalb Jahre Gefängnis. Frühestens nach Verbüßung von Zwei Dritteln dieser Strafe könnte er mit einer nochmaligen Bewährung rechnen.
Ex-Manager attackiert Ankläger



"Welch' eine kluge juristische Entscheidung", kommentiert Hans-Joachim Doerfert das Urteil des Koblenzer Landgerichts, das für ihn ein folgenreiches werden könnte. "Dagegen war das Trierer Urteil doch eine salomonische Entscheidung." Die verband der Vorsitzende Richter Helmut Reusch seinerzeit noch mit einer launigen Anmerkung: "Es ist ja zu erwarten, dass Herr Doerfert nicht mehr straffällig wird. Er hat ja das Alter erreicht, wo die geschäftlichen Aktivitäten nachlassen."

Dabei ist es durchaus möglich, dass sich Richter und Angeklagter noch einmal begegnen. Denn Helmut Reusch hat nach Informationen unserer Zeitung eine weitere Anklage gegen Doerfert wegen Untreue auf dem Tisch. Dabei geht es abermals um Geld, rund 1600 Euro, die Doerfert zu Unrecht auf sein Konto umgeleitet haben soll.
Die Vorwürfe hängen mit dem im vergangenen Jahr in Trier verhandelten Komplex zusammen, waren aber erst später bekannt geworden. "Die Staatsanwaltschaft arbeitet womöglich nach der Salamitaktik", lästert Doerfert.

Noch steht allerdings nicht fest, ob es überhaupt eine Hauptverhandlung geben wird. Nachdem das Koblenzer Landgericht dem Trie rer Richter die von ihm gegen Doerfert verhängte Bewährungsstrafe quasi um die Ohren gehauen hat, dürfte sich Reuschs Lust an einem neuerlichen Doerfert-Prozess in Grenzen halten.
Hintergrund

Hans-Joachim Doerfert, der ehemalige Chef des katholischen Gesundheitskonzerns ctt und Eintracht-Trier-Präsident, war lange Zeit einer der prominentesten und einflussreichsten Manager in der Region Trier. Mitte 1999 wurde er verhaftet, zwei Jahre später zu einer zehneinhalbjährigen Gefängnisstrafe wegen Untreue verurteilt. Doerfert und andere hatten nach Ansicht mehrerer Gerichte mit Scheinrechnungen, fingierten Verträgen und illegalen Immobiliengeschäften einen Schaden von 90 Millionen Euro angerichtet. Die Caritas Trägergesellschaft ging darüber fast pleite, laboriert noch heute an den finanziellen Folgen.

Anfang 2005 kam Hans-Joachim Doerfert auf Bewährung frei, lebt seit einigen Jahren wieder in Trier. Hier engagierte sich der studierte Jurist bei zwei mäßig erfolgreichen Unternehmen, die allerdings beide pleitegingen. Doerfert soll der Strippenzieher gewesen sein, was der 68-Jährige bestreitet. Im vergangenen August wurde er vom Trierer Amtsgericht wegen Insolvenzverschleppung, Untreue und Betrugs zu einer elfmonatigen Bewährungsstrafe verurteilt. Das Koblenzer Landgericht wandelte die Strafe in anderthalb Jahre ohne Bewährung um. Dagegen hat Doerfert Revision eingelegt.

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