Familienpolitiker warnen: Finger weg vom Elterngeld!

Trier · Weg mit dem Elterngeld – das fordern einige Unionspolitiker. Grund: Trotz Einführung der finanziellen Unterstützung für Eltern sinkt die Geburtenzahl. Auch in der Region sieht es nicht anders aus. Experten warnen jedoch davor, das Elterngeld abzuschaffen.

3987 Kinder kamen im vergangenen Jahr in der Region auf die Welt. Das sind fast genauso viele wie vor sechs Jahren. 2006 wurden 4030 Babys in der Region geboren. Das wiederum ist Wasser auf die Mühlen der Kritiker des seit 2007 gezahlten Elterngeldes. Politiker hatten sich durch die staatliche Unterstützung erhofft, die Geburtenzahl zu steigern. Zurzeit erhalten Eltern maximal 14 Monate lang einen Betrag von bis zu 1800 Euro monatlich, wenn sie ihre Arbeit für die Kindererziehung unterbrechen.

Da aber dennoch nicht mehr Kinder geboren wurden, hatte der Chef der Unionsfraktion im Bundestag, Volker Kauder, gefordert, das Elterngeld abzuschaffen. In der Tat sank die Zahl der geborenen Kinder 2011 deutschlandweit auf Rekordniveau: 633?000 Kinder kamen auf die Welt, so wenig wie noch nie. Auch in Rheinland-Pfalz ging die Zahl der geborenen Kinder gegenüber 2010 um 1,6 Prozent zurück auf 31?100.

In der Region wurden im vergangenen Jahr 3718 Anträge auf Elterngeld genehmigt. Damit haben fast alle Eltern, die Nachwuchs bekommen haben, die staatliche Unterstützung beantragt. Allein der Eifelkreis Bitburg-Prüm hat dafür im vergangenen Jahr 5,2 Millionen Euro ausgegeben, im Kreis Vulkaneifel waren es 2,5 Millionen Euro.

Die rheinland-pfälzische Familienministerin Irene Alt (Grüne) kritisiert die Diskussion über das Elterngeld: "Das Elterngeld ist keine Geburtsprämie", sagte die Ministerin dem Volksfreund. "Das Elterngeld ist eine wichtige familienpolitische Maßnahme, um Familie und Beruf besser miteinander vereinbaren zu können", sagte Alt.

Dieser Ansicht ist auch Martina Josten. Sie leitet die vom Land unterstützte Informationsstelle Zeitzeichen für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf in Trier. Das Elterngeld sei nur einer von vielen Einflussfaktoren. Neben finanziellen Anreizen sei auch eine Verbesserung der Chancengerechtigkeit und der Vereinbarkeit von Beruf und Familie ausschlaggebend für die Familienplanung.

Der Leiter des Heidelberger Familienbüros, Kostas Petropulos, warnt hingegen davor, das Elterngeld nur unter Arbeitsmarktaspekten zu sehen. Das Elterngeld, so der Familienexperte, soll Eltern die Möglichkeit schaffen, finanziell zumindest abgesichert, mehr Zeit mit ihren Kindern zu verbringen. Er fordert, das Elterngeld auf die volle dreijährige Elternzeit auszudehnen.

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