Fingerabdruck statt Karte

TRIER/BAD MONDORF. Bargeldlos zahlen per Fingerabdruck: Der Handelskonzern Edeka testet ein solches Verfahren in Rheinland-Pfalz. Bis nächstes Jahr soll das System in allen Läden eingeführt sein – auch in der Region.

Einkaufen, an die Kasse gehen, rechten Zeigefinger auf den Scanner - fertig. Statt den Geldbeutel zu öffnen, zeigen immer mehr Kunden in Edeka-Märkten einfach nur ihren Finger. Edeka Südwest ist weltweit das erste Unternehmen, bei dem Kunden ohne Karte, Geheimnummer oder Unterschrift bargeldlos bezahlen können. In 23 Märkten in der Pfalz und in Baden-Württemberg wird dieses von einer Schwarzwälder Firma entwickelte System genutzt. Mit Erfolg, wie es aus der Edeka-Südwest-Zentrale in Offenburg heißt. Vor Weihnachten hätten 25 Prozent der Kunden per Fingerabdruck bezahlt, sagte eine Firmensprecherin unserer Zeitung. Bis spätestens nächstes Jahr will man in allen Edeka-Märkten im Südwesten das System eingeführt haben - auch in der Region Trier. Erprobt wurde das biometrische Zahlungsverfahren vor einem Jahr im pfälzischen Rülzheim. Innerhalb kürzester Zeit soll der Inhaber des Ladens zehn Prozent seines Umsatzes mit Kunden gemacht haben, die per Fingerabdruck zahlten. Bevor ein Käufer das System nutzen kann, muss er sich registrieren lassen. Eingriff in die Privatsphäre?

Dabei werden persönliche Daten samt Bankverbindung und ein Muster des Fingerabdrucks gespeichert. Laut Edeka wird aber nur die Position der relevanten Punkte der Fingerlinien gespeichert, nicht das Bild des Abdrucks. Das werde dann mathematisch umgewandelt und verschlüsselt gespeichert. Daher sei das System sicher. Bis November hatten sich in dem Rülzheimer Markt 350 Kunden dafür registriert. Mit der Registrierung ermächtigt der Kunde Edeka, Forderungen von seinem Konto abzubuchen - eine Art Einzugsermächtigung also. Der Erfinder von Digiproof, Ulrich Kipper von der Lahrer Firma IT-Werke, versichert, dass der Original-Fingerabdruck bei dem System nicht reproduziert werden könnte. Das Verfahren sei aus datenschutzrechtlicher Sicht unproblematisch. Datenschützer sehen das naturgemäß anders. Der Fingerabdruck sei überall in der Umwelt vorhanden und könne jederzeit von einem übel wollenden Menschen abgegriffen und missbräuchlich eingesetzt werden, sagt der Datenschutzexperte des Verbraucherzentralen-Bundesverbands in Berlin. Im luxemburgischen Bad Mondorf wurde ein Fingerabdrucksystem gestoppt. Im dortigen Thermalbad mussten sich die Dauerkartenbesitzer seit September per Zeigefinger identifizieren, bevor sie ins Bad durften. Die Direktion wollte damit verhindern, dass die bis zu 848 Euro teuren Karten an Dritte weitergegeben werden. Doch die Datenschützer stoppten das Projekt. In einem 25-seitigen Gutachten kritisierte die nationale Datenschutzkommission, dass die Speicherung des Fingerabdrucks einen unverhältnismäßigen Eingriff in die Privatsphäre der Kunden darstelle, was das verständliche Interesse des Bades nicht legitimiere.

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