Umwelt Fluglärm in der Region: „So darf man mit den Bürgern nicht umgehen“

Trier/Spangdahlem · Nicht nur in der Eifel, im gesamten Süden der Region leiden Menschen unter Fluglärm und fordern Besserung.

 Das gleiche Szenario spielt sich verstärkt auch wieder auf der US-Airbase Spangdahlem ab: F-16 Kampfflugzeuge der US Luftwaffe landen auf der Piste – wie hier auf einer US-Luftwaffenbasis in Südkorea.

Das gleiche Szenario spielt sich verstärkt auch wieder auf der US-Airbase Spangdahlem ab: F-16 Kampfflugzeuge der US Luftwaffe landen auf der Piste – wie hier auf einer US-Luftwaffenbasis in Südkorea.

Foto: dpa/Hong Gi-Won

Günther Schneider lebt in Binsfeld nur 600 Meter vom Zaun zur Airbase Spangdahlem entfernt. Lärm gehört zu seinem Leben. Schon immer. Und ist scheinbar so unabänderlich wie der Wind, der über seine Felder fegt.

Morgens um sieben und abends um neun füllen feierliche Fanfarentöne die Straßen der Eifelorte rund um die Airbase. Um 17 Uhr  erschallen blechern die Nationalhymnen.

Zwischendurch das Kreischen startender Kampfjets, das Röhren der riesigen Transportmaschinen, das Vibrieren der Fensterscheiben. Die Eifeler sind das gewohnt. Und viele nehmen es hin. Schließlich bietet die Base Hunderte Arbeitsplätze.

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An dem Tag aber, als Schneider beim Volksfreund anruft, um über ein Fluglärmgespräch der Umweltverbände BUND und Nabu zu informieren, ist es bei ihm so laut, dass das Telefonat immer wieder unterbrochen werden muss. In den ohrenbetäubenden Lärm der startenden F-16 mischen sich durchdringende Sirenen.

Zwölf Jets einer US-Nationalgarde aus Ohio haben zwei Wochen lang in der Region trainiert. Schneider fragt sich, wie es wohl wird, wenn nach dem geplanten Ausbau der Airbase im Jahr 2023 nicht zwölf, sondern 20 zusätzliche Flugzeuge in der Eifel stationiert sind und von dort aus womöglich auch nachts zu ihren Übungsflügen starten.

Eine Frage, die allerdings nicht nur Eifeler interessiert. Auch aus Schweich, Trier oder Reinsfeld haben den TV Zuschriften empörter Bürger erreicht. Rosalia Jacquin aus Trier Nord berichtet, dass die Maschinen so tief flögen, dass ihr Haus erzittere und sie Angstzustände habe. „So darf man nicht mit den Bürgern, ihrer Gesundheit und ihrem Eigentum umgehen!“ Auch Arno Schäfer aus Trier ärgert sich, dass bis 23 Uhr geflogen wird, „während der brave deutsche Staatsbürger seine Geräte in den geschützten Ruhezeiten ausmachen muss“. Tatsächlich dürfen die Jets montags bis donnerstags von 8 bis 23.30 Uhr fliegen, freitags bis 17 Uhr. Zwischen Mai und September ist um 21 Uhr Schluss.

Mag die Staffel aus Ohio seit dem Wochenende auch weg sein. Der Lärm bleibt. Denn die Flugübungszone TRA (Temporary Reserved Airspace) Lauter wird nicht weichen. Das hat das Bundesverteidigungsministerium Anfang 2018 auf Anfrage des Abgeordneten Gustav Herzog mehr als deutlich gemacht. Eine Verlegung der Zone, die sich über weite Teile der Region Trier und des Saarlands erstreckt, komme nicht infrage.

Ein wichtiger Grund dafür ist, dass die TRA Lauter sich weitgehend mit dem deutschen Teil der Übungszone Polygone deckt. Dort trainieren deutsche, französische und US-Piloten den elektronischen Luftkampf: Sie üben Angriffe auf Radarstellungen und Panzer oder weichen Raketen aus. Teil der Polygone ist laut Verteidigungsministerium auch „ortsfeste Infrastruktur“ – Bedrohungssimulatoren, Stellungen, ein Koordinationszentrum und Lagerhallen, die man nicht einfach verlegen kann. Da eine Vielzahl der Missionen in mittleren bis großen Höhen stattfinden, müssten sie vom restlichen Flugverkehr entflochten werden. Und dafür benötige man Räume wie die TRA Lauter, die für den zivilen Flugverkehr gesperrt werden können. Ein weiterer Grund dafür, dass auch künftig Kampfjets über Eifel, Mosel oder Hochwald zu hören sein werden: „Mit Blick auf den Erhalt der Einsatzbereitschaft der Streitkräfte und unter den gegebenen sicherheitspolitischen Rahmenbedingungen ist kein Verzicht auf einen der Übungslufträume möglich“, teilt das Ministerium mit.

Genau diese Rahmenbedingungen – die zunehmenden Spannungen zwischen den USA und Russland oder Nordkorea – bereiten vielen Sorgen. Auch angesichts der Atombomben, die unter Aufsicht des Spangdahlemer Geschwaders auf dem Luftwaffenstützpunkt Büchel lagern. Bomben, die so modernisiert werden sollen, dass sie präziser lenkbar werden. „Der kalte Krieg fängt wieder an“, fürchtet Agnes Tillmann-Steinbuß, Mitglied der Arbeitsgruppe Frieden und Mitstreiterin von Günther Schneider. Der Kunsthistoriker Richard Hüttel aus Scharfbillig bei Bitburg fürchtet die Unberechenbarkeit Donald Trumps, der nun am roten Knopf sitzt. Und Manfred Weishaar vom Nabu macht es Angst, dass der US-Präsident nur noch Ja-Sager um sich herum habe. Alle der Genannten fordern den Abzug der Bomben. Und weniger Fluglärm. Am Zaun bei Binsfeld und am Himmel über der gesamten Region.

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