Flugsicherung schreitet ein: 100 Windkraftstandorte vor dem Aus

Bitburg/Morbach/Berlin · Weil Flugzeuge vom Kurs abkommen könnten, wird die deutsche Flugsicherung im weiten Umkreis einer Funkanlage in der Südeifel keine weiteren Windräder zulassen. Bis zu 100 millionenschwere Projekte stehen vor dem Aus. Auch Flächen im Hunsrück liegen in solch einer Schutzzone.

Die Windkraftplanung ist für viele Investoren zu einem Krimi und für viele Gemeinden zu einem Hindernislauf geworden. Erst hat der neue Windatlas die bereits bestehenden Pläne durcheinandergewirbelt. Dann wurde festgelegt, welche historischen Kulturlandschaften für Windräder tabu sind. Und nun stellt sich heraus, dass auch die Flugsicherung zahlreichen geplanten Projekten den Garaus macht.

In einem 15-Kilometer-Radius um Nattenheim bei Bitburg stehen in der Südeifel mehr als 100 geplante Windkraftstandorte vor dem Aus. Die Deutsche Flugsicherung wird dort nach eigener Auskunft keine weiteren Anlagen genehmigen, weil diese die Signale des sogenannten Drehfunkfeuers bei Nattenheim stören könnten. Flugzeuge bestimmen mithilfe der Funksignale, die das Gerät aussendet, ihre Position und ihren Kurs. Würden weitere Windräder gebaut, bestünde nach Auskunft der Behörde die Gefahr, dass die Signale von den Rotorblättern abgelenkt werden und das Flugzeug vom Kurs abkommt.

Auch in einem Radius um den Flughafen Hahn gibt es eine Anlagenschutzzone, die es Windkraftprojekten schwer machen könnte. Während die Entscheidung dort vom Einzelfall abhängt, ist rings um Nattenheim die Grenze der tolerierbaren Störfaktoren offenbar erreicht.

Davon, dass die Flugsicherung in der Südeifel generell keine Windräder mehr zulassen wird, hat die für die Genehmigung zuständige Kreisverwaltung Bitburg-Prüm erst im Rahmen der Volksfreund-Recherche erfahren. Besonders hart trifft es die Verbandsgemeinde (VG) Bitburg-Land, die mit ihrer Planung bereits sehr weit ist und 50 bis 60 Standorte ausweisen will. Die VG wird es trotz der düsteren Aussichten auf Einzelfallentscheidungen ankommen lassen. Auch die Verbandsgemeinde Kyllburg, in der rund 40 Windräder geplant sind, setzt auf das Prinzip Hoffnung und auf "einzelfallbezogene Lösungen". Im Norden der VG Irrel liegen sieben potenzielle Standorte in der Schutzzone.

Kommunen und Unternehmen wollen das Ganze nun rechtlich prüfen lassen. Allerdings ist es dem Bundesaufsichtsamt für Flugsicherung (BAF) zufolge gesetzlich nicht vorgesehen, dass eine andere Behörde Entscheidungen des BAF überprüft.

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