Fragen & Antworten zur Immunisierung
Von durchgemachten Krankheiten und Nestschutz
Warum schützen Impfungen nicht langfristig und müssen ständig wiederholt werden?
Ob eine Impfung wiederholt werden muss oder nicht, ist von Impfstoff zu Impfstoff verschieden. Wenn beispielsweise ein Kind im Rahmen der sogenannten Grundimmunisierung zweimalig eine Kombinationsspritze gegen Masern, Mumps und Röteln erhält, kann man davon ausgehen, dass der Immunschutz gegen Masern und Röteln tatsächlich ein Leben lang währt.Anders verhält es sich bei Tetanus, Diphtherie, Polio oder Keuchhusten. Die Impfung gegen diese Krankheiten bietet fünf bis zehn Jahre Schutz - danach sollte sie wiederholt werden.
Kann man trotz Impfung erkranken?
Keine einzige Impfung vermag ausnahmslos alle Geimpften zu schützen - ebenso wie kein Medikament bei sämtlichen Patienten wirkt. Allerdings können Impfungen die Erkrankungswahrscheinlichkeit deutlich senken.
Ist das Durchmachen von Krankheiten für die Entwicklung des Kindes wichtig, und bewirkt das einen besseren Schutz als eine Impfung?
Gelegentlich berichten Eltern, ihr Kind habe nach dem Durchmachen einer Infektionskrankheit einen Entwicklungssprung gemacht. Sie schlussfolgern daraus, dass Infektionskrankheiten wichtig für die normale Entwicklung von Kindern seien und dass Impfungen diese verzögerten. Richtig ist: Bisher konnten wissenschaftliche Studien nicht belegen, dass sich nicht geimpfte Kinder geistig oder körperlich besser entwickeln als geimpfte.
"Aber wir Eltern haben als Kinder die Infektionskrankheiten auch durchgemacht - und sie gut überstanden ..."
Es stimmt, dass viele Infektionen folgenlos ausheilen. Dennoch können auch sogenannte Kinderkrankheiten in bestimmten Fällen dramatisch verlaufen. Ende der 1940er Jahre, bevor Impfungen verfügbar waren, starben in Deutschland pro Jahr mehrere Tausend Menschen an typischen Kinderkrankheiten wie Diphtherie, Keuchhusten oder Kinderlähmung. Kinderkrankheit bedeutet nicht, dass die Krankheit harmlos ist, sondern dass sie lange Zeit bevorzugt im Kindesalter auftrat. Bestes Beispiel sind die Masern: Ungefähr bei einem von 1000 Kindern, die an Masern erkranken, entwickelt sich eine Entzündung des Gehirns, die sogenannte Masern-Enzephalitis. Diese führt häufig zu bleibenden Hirnschäden oder verläuft sogar tödlich.
Reicht es nicht aus, wenn ein Baby von der Mutter Abwehrstoffe bekommt?
Tatsächlich überträgt bereits eine Schwangere über den Blutkreislauf Antikörper zum Schutz gegen bestimmte Infektionen auf ihr ungeborenes Kind. Mit der Muttermilch erhält der Säugling weitere Abwehrstoffe. Dieser sogenannte Nestschutz ist jedoch nur in den ersten Lebensmonaten eine Stütze für das sich entwickelnde kindliche Immunsystem; zudem erstreckt er sich nur auf bestimmte Infektionskrankheiten.
Verursachen Impfungen die Erkrankungen, gegen die sie schützen sollen?
Nur sehr wenige Impfstoffe enthalten abgeschwächte, noch lebende Erreger. Diese können tatsächlich krankheitsähnliche Symptome hervorrufen - eine voll ausgeprägte Erkrankung entwickelt sich aber praktisch nie. Bekanntestes Beispiel: die "Impfmasern". Da der Masernimpfstoff ein abgeschwächtes, aber noch vermehrungsfähiges Masernvirus enthält, kommt es bei rund fünf Prozent der Geimpften nach etwa einer Woche zu einem masernartigen Hautausschlag und Fieber. Eine voll ausgeprägte Masernerkrankung oder bekannte Komplikationen wie Mittelohr- oder Lungenentzündungen treten nicht auf.