Natur Gefährlicher Blutsauger in Rheinland-Pfalz entdeckt

Trier/Koblenz · Nach einem Fund in der Pfalz warnt das Landesuntersuchungsamt: Eine eingeschleppte Zeckenart kann schwere Krankheiten auslösen.

 Links: der heimische Gemeine Holzbock. Rechts: eine Zecke der Gattung Hyalomma.

Links: der heimische Gemeine Holzbock. Rechts: eine Zecke der Gattung Hyalomma.

Foto: IMB / Lidia Chitimia-Dobler

Sie ist ungewöhnlich groß, hat acht auffällig gestreifte Beine und verbreitet Krankheiten, die in vielen Fällen tödlich enden. Wie das Landesuntersuchungsamt (LUA) in Koblenz mitteilt, ist nun auch in Rheinland-Pfalz erstmals eine tropische Zecke der Spezies „Hyalomma rufipes“ nachgewiesen worden.

Der Parasit war in der Pfalz von einem Pferd entfernt und an die Behörde geschickt worden.

Diese Zecken sind ursprünglich in den trockenen Gebieten Afrikas, Asiens und Südeuropas beheimatet, wo sie sowohl große Tiere als auch den Menschen befallen. Die Blutsauger gelten laut LUA als Überträger des gefährlichen Krim-Kongofiebers – eine Virusinfektion, die nach Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen oft zu starken Blutungen und tödlichem Leberversagen führt. Eine Impfung gebe es noch nicht. Auch das afrikanische Zeckenbissfieber können die Parasiten übertragen. Meist handele es sich um eine mild verlaufende Infektion durch Bakterien. Die Haut rund um den Zeckenstich stirbt ab, Patienten klagen über Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen. Die meisten genesen nach zwei Wochen wieder.

Mitte August hatten Zeckenforscher der Universität Hohenheim in Stuttgart berichtet, dass sie dieses Jahr bereits sieben Hyalomma-Exemplare nachgewiesen hatten. Wahrscheinlich sind diese von Zugvögeln eingeschleppt worden.

Obwohl die Zahl überschaubar klingt, alarmiert sie die Forscher. Sie befürchten, dass die Blutsauger infolge der Klimaerwärmung hier heimisch werden.

Ein weiterer Punkt beunruhigt sie: Ein Exemplar trug Krankheitserreger in sich. Gefunden wurden die Zecken an Pferden und Schafen bei Hannover, Osnabrück und in der hessischen Wetterau.

 „Diese Zecken könnten in Deutschland Einzug halten“, befürchtet Prof. Dr. Ute Mackenstedt, Parasitologin an der Universität Hohenheim. „Wir werden sie in diesem Jahr verstärkt im Auge behalten“. Überraschend ist die Entwicklung für die Expertin  nicht. „Wegen der Klimaerwärmung ist bei uns grundsätzlich mit immer mehr wärmeliebenden Zecken zu rechnen“, sagt sie.

 Die große Frage sei nun bei den beiden bisher nachgewisenen Hyalomma-Arten, ob es sich noch um einzelne eingeschleppte Exemplare handelt oder ob sich die Arten hier etabliert haben. Sie führt das aktuelle Auftreten auf den heißen, trockenen Sommer zurück. „Diese Zecken bevorzugen eine geringere Luftfeuchtigkeit als die bei uns vorkommenden Arten.“ 2018 komme ihnen daher sehr entgegen.

Das Landesuntersuchungsamt weist darauf hin, dass sich Zecken entgegen eines landläufigen Irrtums nicht von Bäumen fallen lassen. Sie lauern stattdessen auf Grashalmen oder im Unterholz auf ihre Beute und werden im Vorbeigehen abgestreift. Im Gegensatz zum Gemeinen Holzbock sollen sich Hyalomma-Zecken aktiver auf ihre Wirte zubewegen. Wanderer, Gärtner oder Jäger sollten daher mehr denn je darauf achten, sich beim Aufenthalt in der Natur vor Zeckenstichen zu schützen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort