"Geht in den Gemeinderat, dann könnt ihr auch Ministerin werden"

Trier · Irene Alt gilt als Frau, die anpackt. Im TV-Gespräch hat die grüne Ministerin erklärt, was man tut, wenn man für Integration, Familie, Kinder, Jugend und Frauen verantwortlich ist.

 Große Gesten, leidenschaftliche Worte, ungewöhnlicher Schmuck: Landesministerin Irene Alt im TV-Redaktionsgespräch. TV-Foto: Friedemann Vetter

Große Gesten, leidenschaftliche Worte, ungewöhnlicher Schmuck: Landesministerin Irene Alt im TV-Redaktionsgespräch. TV-Foto: Friedemann Vetter

Trier. Das große dunkle Auto mit dem Mainzer Kennzeichen fährt vor. Doch das war es auch schon mit den Klischees vom Ministerbesuch: keine Bodyguards, keine Krawatten, keine Männer. Selbst hinter dem Steuer des Wagens, der die rheinland-pfälzische Ministerin Irene Alt (Bündnis90/Die Grünen) zum TV bringt, sitzt eine Frau.
Schließlich ist Alt - unter vielem anderen - Frauenministerin, und sie will mit gutem Beispiel vorangehen: Zwei Drittel ihrer Mitarbeiter sind weiblich. In Führungspositionen sogar 82 Prozent. Und zumindest 40 Prozent würde sie sich auch in den Vorstandsetagen der Unternehmen wünschen. Doch: "Ohne Quote geht das nicht", sagt sie im Redaktionsgespräch. Außer Frauenministerin ist die 54-jährige Budenheimerin (Kreis Mainz-Bingen) auch Ministerin für Integration, Familie, Kinder und Jugend. Referate, die zuvor in drei verschiedenen Ministerien untergebracht waren. Wollte die sonst niemand? Leitet Alt sozusagen die Resterampe?
"Nein, da ist zusammengewachsen, was zusammengehört", sagt Alt und die silbernen Vogelfedern an ihrem Armband rasseln. Sie spricht leidenschaftlich, mit weit ausholenden Gesten und dem rollenden R, das sie als gebürtige Lebacherin aus dem Saarland mitgebracht hat. "Das sind die Themen, für die ich schon immer gekämpft habe." Als Lokalpolitikerin und auch als hauptamtliche Beigeordnete des Kreises Mainz-Bingen.
Mit dem, was ihr Ministerium im Kampf für diese Themen seit seiner Geburt im Mai 2011 bewirkt hat, ist die quirlige Chefin - auch wenn es ihr manchmal zu langsam geht - sehr zufrieden. Innerhalb von zwei Wochen habe man die Landesunterkunft für Ausreisepflichtige in Trier geschlossen - eine Einrichtung, die vielfach als menschenunwürdig kritisiert worden war. Man habe die Residenzpflicht für Asylbewerber abgeschafft und das Land sei bundesweit beim Ausbau der Kitas ganz vorne dabei. Auch für die Zukunft stehen die Kitas oben auf der Prioritätenliste der gelernten Erzieherin und Mutter zweier erwachsener Töchter. Ebenso wie die Familienpolitik und die Gleichberechtigung Homosexueller: Mit der Initiative "Rheinland-Pfalz unterm Regenbogen" will sie gezielt gegen Homophobie vorgehen.
Gegen Ungleichbehandlungen jeder Art will ihr Ministerium mit Hilfe der zentralen Antidiskriminierungsstelle kämpfen - ein Vernetzungsbüro, das aufklärt, sensibilisiert und berät. Und natürlich wünscht Alt sich mehr Frauen nicht nur in Führungspositionen, sondern auch in der Politik. Ihr Rat: "Geht in euren Gemeinderat, dann könnt ihr auch Ministerin werden", sagt sie im Scherz, lacht und wirkt, als würde sie immer noch ein wenig darüber staunen, wie sie aus der Kreispolitik in eine dunkle Mainzer Limousine katapultiert wurde.

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