Gut gefahren

RHEINLAND-PFALZ. Das im November in Rheinland-Pfalz eingeführte "Begleitete Fahren mit 17" ist auf dem Weg, ein Erfolg zu werden. Das ist die Einschätzung von Peter Grünwald, dem stellvertretenden Vorsitzenden des Fahrlehrerverbands Rheinland. Das gilt zumindest für die Nachfrage.

Seit November können sich Führerschein-Anwärter bereits mit 16,5 Jahren zur Fahrschule anmelden. Nach der Führerscheinprüfung in Theorie und Praxis erhalten sie eine befristete Fahrerlaubnis und dürfen ab dem 17. Geburtstag in Begleitung ans Steuer. Die bei der Führerscheinbehörde registrierten Begleitpersonen müssen mindestens 30 Jahre alt sein, seit wenigstens fünf Jahren den Führerschein haben und dürfen höchstens drei Punkte in der Flensburger Datei haben. Fahrschulen freuen sich über guten Zuspruch

Schon zum Start des Modellprojekts hatten sich mehr als 1800 Teilnehmer angemeldet. Spitzenreiter war der Westerwaldkreis mit 115 Anträgen. Seither sind im Land sicher noch etliche hinzugekommen. "Bei einigen Fahrschulen haben sich zehn, 15, sogar 20 Leute angemeldet", sagt Peter Grünwald, bei einer Schule in Bad Kreuznach sogar rund 30. Seine Beobachtung: Wo Eltern die Zeit haben, sich als Beifahrer zu ihren 17-jährigen Sprösslingen ins Auto zu setzen, ist die Nachfrage gut. "Wenn beide Elternteile arbeiten, ist es schwieriger." Meist lassen sich Vater und Mutter als Begleiter registrieren, aber auch Großeltern sind dabei. Ausgangspunkt für das Projekt ist die Erfahrung der Polizei, dass 18- bis 25-Jährige etwa 35 Prozent der Unfälle verursachen. Ihr Anteil an der Bevölkerung liegt nur bei acht Prozent. In Niedersachsen, das als erstes Bundesland das begleitete Fahren im April 2004 einführte, zeigt sich Verkehrsminister Walter Hirche (FDP) begeistert: Laut einer Studie der Universität Gießen verursachen die jungen Fahrer 40 Prozent weniger Unfälle, wenn sie vorher begleitet unterwegs waren. Sie müssen auch rund 60 Prozent weniger Bußgelder zahlen als eine Vergleichsgruppe, der die Erfahrung des begleiteten Fahrens fehlt. Für die Studie wurden 1400 Fahranfänger befragt. In Niedersachsen hatten im Herbst 4500 Fahranfänger das Projekt durchlaufen und waren danach mit dem normalen Führerschein unterwegs. Der ADAC begrüßt jede Maßnahme, die das Unfallrisiko der jungen Fahrer mindern kann. Doch "ob 1800 Jugendliche, die begleitet fahren, den Schnitt spürbar senken", bezweifelt der Abteilungsleiter Verkehr und Technik beim ADAC Mittelrhein, Herbert Fuss. Begleitetes Fahren ist für ihn "nicht das Allheilmittel. Die Kombination mit einem verpflichtenden Sicherheitstraining wäre besser." Der ADAC bietet solche Trainings von 240 Minuten Dauer an. Das Land bezuschusst die Teilnahme für 18- bis 25-jährige mit 30 Euro, sie selbst müssen noch 30 Euro zahlen. "Das ist die Sache dreimal wert", sagt Fuss, "weil der Fahrer nicht lernt, wie er mit 120 durch die Kurve düsen kann, sondern wie er in Gefahrensituationen richtig reagiert." Die Fahrschulen freuen sich unterdessen über den guten Zuspruch - ein Teil der Führerschein-Anmeldungen wurde jetzt vorgezogen. Verbands-Vize Grünwald rechnet aber mit einem Rückgang bei den Führerscheinen M für Mopeds bis 50 Kubikzentimeter Hubraum und 45 Kilometer in der Stunde Höchstgeschwindigkeit: Das Geld dafür werden sich manche 16-Jährige jetzt wohl sparen. Mit dem vorläufigen Führerschein B fürs begleitete Fahren dürfen sie nur ein Jahr später auch aufs Moped steigen - ohne Vater oder Mutter als Beifahrer.

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