Haft für Drogendealer

TRIER. Früher als erwartet fiel gestern vor dem Landgericht Trier das Urteil gegen zwei Drogendealer: Sie müssen für sechs und acht Jahre ins Gefängnis. Der Prozess schlug vor allem wegen der heftigen Attacken der Verteidiger gegen den Staatsanwalt Wellen.

Zeitweise saßen nicht der 39-Jährige aus Erfurt und sein 42-jähriger Komplize aus dem niederländischen Heerlen auf der Anklagebank, sondern Staatsanwalt Wolfgang Bohnen. Mit heftigen Attacken versuchten die rhetorisch versierten Anwälte der nun verurteilten Drogendealer, die Anklage unter Druck zu setzen. Scharmützel behinderten Verhandlung

Anwalt Norbert Haack aus Eschweiler bei Aachen forderte zeitweise sogar die Ablösung von Bohnen wegen angeblicher Befangenheit. Vor allem die spektakuläre Festnahme des 42-Jährigen durch ein Sondereinsatzkommando während einer Beerdigung eines Freundes in Belgien war dem Verteidiger ein Dorn im Auge. Der Staatsanwalt hätte bei den niederländischen Behörden einen Auslieferungsanstrag stellen müssen, statt seinen Mandaten derart auf dem Friedhof zu überfallen. Sechs Wochen nach dieser Festnahme wurde der Niederländer an Deutschland ausgeliefert. Außerdem, so lautete ein Vorwurf des Anwalts, habe Bohnen einen Kronzeugen mit "Annehmlichkeiten und Wohltaten" bedacht. Die Trierer Staatsanwaltschaft reagierte ungewöhnlich scharf auf diese Attacken. Wochenlang trat der Prozess, der unter scharfen Sicherheitsvorkehrungen stattfand, wegen dieser Scharmützel auf der Stelle. Immer wieder wurden Zeugenvernehmungen verschoben. Gestern nun fällte Richter Armin Hardt das Urteil - früher als erwartet. Eigentlich waren noch drei Verhandlungstage angesetzt. Doch das Gericht sah es als erwiesen an, dass die beiden Angeklagten Mitglieder eines 13-köpfigen Drogendealer-Rings sind. Die Bande soll Kunden in ganz Europa mit Haschisch versorgt haben. Einige Mitglieder dieses Rings waren bereits zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt worden. Unter den Abnehmern waren auch Mitglieder des ehemaligen Motorradclubs Hell's Angels in Trier. Der Erfurter und der Heerlener haben sich Mitte der 90er-Jahre einem niederländischen Drogendealerring angeschlossen. Die Bande kaufte Haschisch in Marokko und schmuggelte es über Südspanien in die Niederlande, von wo aus es Kuriere an Kunden verteilten. Rekrutriert wurden die Drogenkuriere unter anderem von den beiden Angeklagten. Transportiert wurde das Haschisch in Autos, die von den Angeklagten besorgt und in die Verstecke für die heiße Ware eingebaut worden waren. Die Anklage warf ihnen vor, knapp 1500 Kilo Haschisch auf diese Weise von Spanien oder aus den Niederlanden transportiert zu haben. Zudem haben sie in einer Halle in Erfurt Marihuana angebaut, kurz vor der Ernte flogen sie auf. Das Trierer Landgericht sah es als erwiesen an, dass der 39-jährige Erfurter in 20 Fällen schuldig ist. Weil beim Strafmaß noch Urteile des Landgerichts Saarbrücken berücksichtigt wurden, wurde er zu einer Gesamtstrafe von acht Jahren Gefängnis verurteilt. Sein Komplize kam etwas milder davon. Er machte sich in elf Fällen schuldig und muss nun für sechs Jahre ins Gefängnis. Das Urteil ist rechtskräftig.

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