Hahn: Aufsichtsrat Hans-Josef Bracht (CDU) legt mit sofortiger Wirkung sein Mandat nieder.

Mainz/Hahn · Großes Stühlerücken am Flughafen Hahn: Aufsichtsrat Hans-Josef Bracht (CDU) legt mit sofortiger Wirkung sein Mandat nieder. Wechsel auch an der Spitze: Staatssekretär Salvatore Barbaro soll den Vorsitz des Aufsichtsrats übernehmen.

Das Gremium sei "über Jahre hinweg an gesellschaftsinternen Entscheidungen nicht beteiligt worden", begründete Bracht am Donnerstag seine Entscheidung. Ferner würden "nicht alle Aufsichtsratsmitglieder gleichermaßen informiert". Die CDU dringt auf eine unverzügliche Sondersitzung der Landtagsausschüsse Innen, Wirtschaft und Finanzen.

Zuvor war bekannt geworden , dass Staatssekretär Salvatore Barbaro neuer Aufsichtsratschef am Hahn wird. Das hatte der Trierische Volksfreund am Donnerstag aus Regierungskreisen erfahren.

Ex-Fraport -Vorstand Johannes Endler steht wie Co-Geschäftsführer Wolfgang Pollety vor dem Aus. Hintergrund sind Gerüchte um Unregelmäßigkeiten. Verkehrsminister Roger Lewentz (SPD) wollte noch am Donnerstag in einer Pressekonferenz in Mainz Stellung dazu nehmen.

Der Airport, der zu 82,5 Prozent Rheinland-Pfalz und zu 17,5 Prozent Hessen gehört, schreibt seit mehreren Jahren rote Zahlen. Die Fracht- und Passagierzahlen gehen zurück. Der Flughafen will von 2017 an wieder ins Plus kommen: Dazu sollen 28 von 378 Jobs wegfallen, Gebühren fürs Parken und für Airlines sollen steigen. Dazu kommt, dass der Verdacht von Misswirtschaft geprüft wird. Berichten zufolge könnte unter anderem die Ehefrau eines leitenden Angestellten als Dienstleister bei der Gepäckabfertigung aufgetreten sein. Eine Reihe von Sponsoringverträgen des Flughafens mit Vereinen hatten zusätzlich für Wirbel gesorgt.

Mit dem Hahn ist nach dem Nürburgring ein weiteres Großprojekt des Landes in Schwierigkeiten geraten. Die Rennstreckengesellschaft hatte im vergangenen Jahr Insolvenzantrag stellen müssen.

Wirtschaftsministerin Eveline Lemke (Grüne) forderte strengere Regeln gegen Korruption für den Flughafen. Die Betriebsabläufe müssten durchleuchtet werden. Es sei "völlig unverständlich", warum diese Maßnahmen noch nicht ergriffen worden seien. "Das müsste Priorität haben, um den Hahn für die Zukunft aufzustellen."

Hinter dem Personalkarussell in der Hahn-Geschäftsführung steht, dass sich Co-Geschäftsführer Pollety mit seinem Kollegen Heinz Rethage überworfen haben soll, der erst seit Februar im Amt ist. Aufsichtsratschef Endler hatte außerdem die Zuständigkeiten von Rethage beschnitten, indem er ihn von der Leitung einer Arbeitsgruppe entband, die mögliche Unregelmäßigkeiten prüft.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort