Hahn-Mitarbeiter sauer: Das Maß ist voll

Lautzenhausen · Turbulente Aufsichtsratssitzung am Hahn: Brisante Themen stehen auf der Tagesordnung. So auch das Jahresergebnis 2013.

 Der Tower des Flughafens Frankfurt Hahn in Lautzenhausen. Foto: T. Frey/Archiv

Der Tower des Flughafens Frankfurt Hahn in Lautzenhausen. Foto: T. Frey/Archiv

Lautzenhausen. Mitarbeiter des Flughafens Hahn machen sich Luft. Und zwar in einem Brief, den sie am Freitagmorgen Aufsichtsratschef Salvatore Barbaro übergeben haben. "Wir sind stolze Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieses Unternehmens. Und diesen Stolz lassen wir uns von einigen wenigen nicht nehmen", heißt es in dem Schreiben, das unserer Zeitung vorliegt.

177 Mitarbeiter haben den Brief (Überschrift: "Das Maß ist voll - jetzt sprechen wir") unterschrieben. Sie wenden sich vor allem dagegen, dass sich elf Kollegen in einem Brandbrief an Ministerpräsidentin Malu Dreyer gewandt haben. Der Flughafen habe weitaus mehr Mitarbeiter als nur diese, heißt es in dem Schreiben an den Aufsichtsrat, der am Freitag tagte. Aufsichtsratschef und Finanzstaatssekretär Salvatore Barbaro macht nach der Sitzung deutlich, dass er nicht glücklich ist mit dem Schreiben der elf Mitarbeiter. Auch Hahn-Geschäftsführer Markus Bunk sagt, es sei nicht der richtige Weg gewesen, mit dem Unmut über den stellvertretenden Betriebsratschef, dem die Mitarbeiter Mobbing vorwerfen, direkt an die Landesregierung zu gehen.

Mit beiden Parteien sei amc Freitagmorgen gesprochen worden. Bunk redet von ernst zu nehmenden Vorwürfen, die nun geprüft werden müssten. Sollte es Hinweise auf Fehlverhalten geben, werde das Konsequenzen haben.
Der gleichberechtigte Geschäftsführer Heinz Rethage sagt zu diesem Thema nichts. So wie er ohnehin bei der Vorstellung der Aufsichtsratsergebnisse auffallend schweigsam ist. Barbaro überlässt Bunk auch die Aufgabe, den Verlust des vorigen Jahres zu verkünden. Elf Millionen Euro betrage das Minus sagt er. 2012 hatte es noch bei 5,7 Millionen Euro gelegen. Trotzdem sei man mit dem Ergebnis des vergangenen Jahres "sehr zufrieden", sagte der Hahn-Geschäftsführer. 1,6 Millionen Euro seien 2012 bereits eingespart worden, und zwar durch das im vergangenen Jahr eingeleitete Sanierungskonzept.

Mit insgesamt 60 Einzelprojekten sollen in den nächsten zehn Jahren insgesamt 13,5 Millionen Euro am Hahn gespart werden, allein in diesem Jahr bereits 3,8 Millionen Euro, erläutert Geschäftsführer Rethage.
In ihrem Brief an den Aufsichtsrat betonen die Mitarbeiter, sie stünden hundertprozentig hinter der Neuausrichtung des Flughafens. Außerdem fordern sie "eine objektive und ehrliche Aufklärung" der angeblichen Unregelmäßigkeiten. Sie spielen damit auf die Vergabe der Passagierabfertigung an die Serve & Smile Dienstleistungs-GmbH (SSD) an. Deren bis nächstes Jahr laufender Vertrag ist 2009 ohne Ausschreibung verlängert worden. Laut einem Gutachten macht das Unternehmen derzeit Umsatzrenditen von 46 Prozent. Ob aber dem Hahn dadurch Schaden entstanden und es zu einem strafbaren Handel gekommen sei, stehe nicht fest, sagt Barbaro. Auffallend jedenfalls seien "eine ganze Reihe von Vorkommnissen" und von "Zufällen" im Zusammenhang mit SSD, die jeder für sich keinen Straftatbestand darstellten. Er habe im Dezember die Staatsanwaltschaft in einem elfseitigen Schreiben darüber informiert, sagt der Staatssekretär. Eine Strafanzeige habe er aber nicht erstattet.

Die Staatsanwaltschaft hat in diesem Zusammenhang kürzlich Geschäftsräume der Flughafengesellschaft und Privatwohnungen durchsucht. Barbaro schließt nicht aus, dass der Hahn nach Ablauf des Vertrages mit SSD die Passagierabfertigung selbst übernehmen wird. Die Gepäckabfertigung soll auf jeden Fall von der Flughafengesellschaft übernommen werden. "Wir brauchen das Geld", sagt Barbaro.

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