Hells Angels und Drogen: Niederländer muss sich vor dem Landgericht in Trier verantworten

Trier · Zentnerweise Drogen für die Trierer Hells Angels und eine ungewöhnliche Festnahme: Mit einigen Jahren Verspätung muss sich seit Donnerstag ein 50-jähriger Niederländer vor dem Trierer Landgericht verantworten.

 Foto: Katharina de Mos

Foto: Katharina de Mos

14 Jahre nachdem die Strukturen der Trierer Hells Angels durch zahlreiche Verhaftungen zerschlagen wurden, ist die Justiz noch immer dabei, die Machenschaften der Rocker und ihrer Lieferanten aufzuarbeiten.

Am Trierer Landgericht hat am Donnerstag der Prozess gegen einen 50-jährigem Niederländer begonnen, der die Trierer Ortsgruppe der Hells Angels in den Jahren 2000 und 2001 in großem Stil mit Drogen beliefert haben soll. Es geht laut Anklageschrift um 16 Geschäfte, mehr als 200 Kilogramm Haschisch, 21 Kilogramm Amphetamin und zehn Kilo Marihuana. Ein weiteres Geschäft über 500 Kilogramm ist laut Staatsanwaltschaft geplatzt.

Richter Hardt hat dem Angeklagten einen Deal vorgeschlagen: Wenn er die Taten weitgehend gesteht, dann könne man sich auf eine Freiheitsstrafe zwischen viereinhalb und fünfeinhalb Jahren einigen und darauf, dass der Angeklagte sechs Monate, nachdem die Staatsanwaltschaft die Urteilsbegründung erhalten hat, in die Niederlande versetzt wird.

"Ziel solcher Absprachen ist es nicht, ein falsches Geständnis abzulegen", sagt Hardt. Auch sei das Geständnis nicht mehr so viel Wert, wenn bereits alle Zeugen gehört wurden. "Sie wissen genau, dass es Wurscht ist, was sie hier kriegen, wenn sie nach sechs Monaten in die Niederlande kommen", betont Hardt. Die Verteidigerin des 50-jährigem Manns aus Kerkrade wies jedoch darauf hin, dass die Niederlande bei Drogendelikten mit Haschisch zum einen strenger geworden seien und dass Ihr Mandant zum anderen nicht getan habe, was ihm vorgeworfen wird.

Daher lehnte sie den Deal ab. Ihr Mandant, der mit einem Mitglied der Düsseldorfer Hells Angels, in Kerkrade bis 2004 einen Coffeeshop betrieben hatte, stritt ab, selbst in den Drogenhandel involviert gewesen zu sein. Er habe die Rocker lediglich einem ihm bekannten Dealer vorgestellt. An den Geschäften sei er jedoch nicht beteiligt gewesen.
Bereits der erste Zeuge des Tages, ein ehemaliges Mitglied der Hells Angels, ließ Zweifel an der Version des Angeklagten aufkommen. Denn er wiederholte, was er 2006 bereits zu Protokoll gegeben hatte: Er habe mit dem Angeklagten mehrfach Geschäfte gemacht. Dabei ging es um Amphetamin. Was die Geschäfte mit Haschisch und Marihuana angeht, so könnte es der Aussage des Ex-Rockers zufolge tatsächlich so sein, dass der 50-jährige Niederländer lediglich den Kontakt herstellte.

In den kommenden Wochen sollen nun noch mehr Zeugen gehört werden, die an dem damaligen Geschehen beteiligt waren. Der 50-jährige war bereits 2008 angeklagt worden. Die Niederlande hatten ihn wegen seines Gesundheitszustands - der Mann litt unter den Folgen seines Drogenkonsums - jedoch nicht ausliefern wollen. Im März wurde er auf dem Rückweg aus dem Skiurlaub bei einer Zufallskontrolle in der Nähe von Rosenheim verhaftet.
Der Prozess ist Teil eines großen Verfahrens, das die Delikte der ehemaligen Trierer Hells Angels aufarbeitet. Mehr als zehn Menschen wurden in diesem Zusammenhang bereits zu teils erheblichen Freiheitsstrafen verurteilt. Die Drogen wurden damals vor allem in Luxemburg und dem Saarland weiterverkauft.
Der nächste Zeugen werden am 23. und 24. August gehört.

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