"Helmut Kohl liegt da, als wenn er schlafen würde"

Oggersheim/Trier · Der ehemalige rheinland-pfälzische CDU-Partei- und -Fraktionschef Christoph Böhr schildert Eindrücke vom Kondolenzbesuch.

 Christoph Böhr (links) Mitte der 1990er Jahre im Gespräch mit dem damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl. Archiv-Foto: dpa

Christoph Böhr (links) Mitte der 1990er Jahre im Gespräch mit dem damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl. Archiv-Foto: dpa

Foto: Werner_Baum (g_pol3 )

Oggersheim/Trier "Helmut Kohl liegt da, als wenn er schlafen würde. Sein Gesicht strahlt eine innere Ruhe und einen großen Frieden aus." So beschreibt der ehemalige rheinland-pfälzische CDU-Partei- und -Fraktionschef Christoph Böhr seinen Besuch am Totenbett des am Freitag verstorbenen Bundeskanzlers. Der 63-jährige Trierer hatte nach eigenen Angaben noch regelmäßig telefonischen Kontakt zu Helmut Kohl und seiner Ehefrau Maike Kohl-Richter. In Trier seien die beiden zuletzt vor zwei Jahren gewesen, "meistens hab ich das Ehepaar in Oggersheim besucht", sagt Böhr am Sonntag unserer Zeitung. Kohls Gesundheitszustand sei in den vergangenen Wochen zwar "alles andere als gut" gewesen. Dennoch habe ihn die Nachricht vom Tod des Altkanzlers überrascht, sagt Böhr, der als Philosophieprofessor in der Nähe von Wien unterrichtet.
Nach Böhrs Angaben hat ihn Kohls Witwe am Samstagmorgen angerufen und ihn zu einem Kondolenzbesuch nach Oggersheim eingeladen. "Ich bin dann mittags hingefahren und erst in der Nacht wieder nach Hause gefahren", so der Christdemokrat. Der Verstorbene sei in seinem Wohnhaus in einem kleinen gekühlten Raum aufgebahrt. "Sein Gesicht ist nicht verzerrt, er ist ohne Todeskampf gestorben", so der Eindruck des langjährigen politischen Weggefährten.
Christoph Böhr sagte, es sei ihm ein inneres Bedürfnis gewesen, persönlich von dem Verstorbenen Abschied zu nehmen. "Wir haben über sehr viele Jahr ein enges Verhältnis gehabt." Böhr kündigte an, in dieser Woche noch einmal nach Oggersheim zu fahren. Er werde Helmut Kohl vor allem als "fürsorglichen Menschen in Erinnerung behalten", weniger als Politiker und großen Staatsmann. "Dass er das war, ist unbestritten."
Christoph Böhr, der erst vor wenigen Wochen seinen Vater verloren hat, sagte, er habe zum Abschluss seines Kondolenzbesuchs Kohls Witwe Maike Kohl-Richter geraten, jetzt auch einmal die Haustüre zuzulassen und selbst in Ruhe Abschied von ihrem verstorbenen Ehemann zu nehmen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort