Irritierende Fotos und neue Vorwürfe

Trier · Bereits 2006 hat die Staatsanwaltschaft Saarbrücken wegen Missbrauchsvorwürfen gegen einen Priester des Bistums Trier ermittelt. Dabei soll der heute 62-Jährige ein Geständnis abgelegt haben. Das Bistum will trotzdem erst im Mai 2016 von den Vorwürfen gegen den Geistlichen erfahren haben.

Die Missbrauchsvorwürfe gegen einen Priester des Bistums Trier verdichten sich weiter. Im Gespräch mit dem Volksfreund hat der frühere Kripo-Beamte Klaus Lang auf mehrere Bilder hingewiesen, die der Pfarrer selbst gemacht haben soll. Auf einem ist beispielsweise ein halbnackter schlafender Messdiener zu sehen, der mit Blumen bedeckt gewesen sei. "Dies empfinde ich als sehr bedenklich", sagt Lang zu der Aufnahme. Mit dem Jungen sei der Geistliche später zur Verabschiedung von Erzbischof Robert Zollitsch nach Freiburg gefahren. Auch davon existieren Fotos. Alle Aufnahmen befinden sich zurzeit nach TV-Informationen zur Auswertung bei der Staatsanwaltschaft in Saarbrücken.

Zudem habe der Pfarrer nach Aussagen des früheren Kripo-Beamten vor zehn Jahren in einem Missbrauchsverfahren ein schriftlich fixiertes Geständnis abgelegt. Dies habe der Justiziar des Bistums Trier ihm gegenüber gesagt, behauptet Lang. "Im Rahmen der Ermittlungen des Bistums wurde ein Kontakt zu Herrn Lang hergestellt", sagte Bistumssprecher André Uzulis auf Anfrage unserer Zeitung. Einzelheiten könne er aber aufgrund der laufenden Ermittlungen keine nennen. Das damalige Verfahren wegen des Missbrauchs eines zur Tatzeit 15-Jährigen hatte die Staatsanwaltschaft Saarbrücken wegen Verjährung eingestellt. Der heute 32-Jährige hat seine Vorwürfe in dieser Woche in einem Fensehinterview erneuert.

Vor wenigen Tagen hat das Bistum Trier nun reagiert: Unter anderem wurde ein sogenanntes kirchliches Voruntersuchungsverfahren gegen den Bistums priester, der seit rund einem Jahr beurlaubt und im Ruhestand ist, eingeleitet.

Dennoch erhöhen diese Informationen den Druck auf Bischof Stephan Ackermann. Denn bisher argumentiert das Bistum Trier, es sei erst im Zusammenhang mit jüngeren Verfahren darauf aufmerksam geworden und habe dann diese Akte von der Staatsanwaltschaft angefordert. "Sie liegt dem Bistum seit dem 6. Mai 2016 vor", heißt es in einer bischöflichen Pressemitteilung.Katholiken sind gespalten

Weiter liegen unserer Zeitung Briefe mit verschiedenen Absendern an das Bistum Trier und an Stephan Ackermann, Bischof von Trier und Missbrauchsbeauftragter der DBK, persönlich vor, in denen auf Missbrauchsvorwürfe gegenüber dem Pfarrer hingewiesen wird.

Der Fall schlägt unterdessen auch bei den Mitgliedern der saarländischen Gemeinde des Priesters hohe Wellen. In den betroffenen Pfarreien und sozialen Netzwerken zeigt sich, wie gespalten die Katholiken dort sind. Die einen sprechen von einer Verleumdungskampagne, andere beschimpfen den Pfarrer teils wüst und kritisieren das Bistum Trier. "Der größte Lump im Land, das ist der Denunziant", zitiert ein Anhänger des Pfarrers auf Facebook einen deutschen Dichter.
Auch ein mutmaßliches Opfer meldet sich dort zu Wort. "Ich weiß aus mehreren Quellen und auch aus eigener Erfahrung, dass er seine Hände nicht immer unter Kontrolle hat", schreibt Jan S. (Name geändert). Es sei die beste Entscheidung vom Bistum Trier, ihn (Anm. der Redaktion: Schimpfwort ausgelassen) endlich aus der saarländischen Pfarrei wegzuholen, "nur leider 20 Jahre zu spät".Extra

Das Bistum Trier hatte den des sexuellen Missbrauchs an Kindern beschuldigten Pfarrer im vergangenen Jahr nach einer Feier mit Kommunionkindern in einer saarländischen Pfarrei beurlaubt. Ein paar Wochen später war der Geistliche dann in den Ruhestand versetzt worden. Die Begründung des Bistums Trier lautete zunächst: "Die Beurlaubung war Konsequenz eines schon lange schwelenden Konfliktes des Pfarrers mit seinen Vorgesetzten, in dem er sich wiederholt nicht an Absprachen und Anweisungen gehalten hatte." Heute lebt er in einem Moselort und hat dort bis vor kurzem aushilfsweise Messen gehalten. 2006, 2013 und 2016 hatte auch die Staatsanwaltschaft Saarbrücken gegen den Geistlichen ermittelt. kat

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