Jahrhundert-Reform im Bistum Trier: Nur 35 XXL-Pfarreien bleiben (Video)

Trier · Alles neu in der ältesten Diözese Deutschlands. Angesichts von Priestermangel und weniger Gläubigen krempelt Bischof Ackermann seine Pfarreien radikal um. Nur 35 bleiben übrig.

Das Bistum Trier schrumpft sich fit für die Zukunft: Statt der bislang 887 Pfarreien soll es in Deutschlands ältester Diözese künftig nur noch 35 Großpfarreien geben. Ein entsprechender Entwurf wurde am Freitagnachmittag vom bischöflichen Verwaltungschef, Ulrich von Plettenberg, vorgestellt. "In dieser Radikalität hat es das noch in keinem anderen deutschen Bistum gegeben", sagte der noch nicht lange amtierende Generalvikar über das im Rahmen der Synode beschlossene Reformvorhaben . Das von Bischof Stephan Ackermann eingesetzte Beratergremium hatte bis Frühjahr vergangenen Jahres getagt. Im Abschlussdokument war allerdings noch von bis zu 60 Großpfarreien die Rede. Dass es nun nur 35 sind, hat sich nach Angaben des für den Neuzuschnitt federführenden Dechanten Clemens Grünebach relativ rasch und quasi von selbst ergeben. "Wir wollten, dass die neuen Pfarreien langfristig handlungsfähig sind, sie die wirtschaftlichen und personellen Möglichkeiten optimal nutzen und das vielfältige gesellschaftliche Leben abbilden", sagt Grünebach.

25 der zukünftigen XXL-Pfarreien liegen in Rheinland-Pfalz, zehn im Saarland. Sie haben zwischen 15.500 (Simmern) und 77.000 (Saarbrücken) Katholiken. In der Region Trier ist Trier mit 74.000 Katholiken die von den Gläubigen her größte XXL-Pfarrei, Neuerburg mit 16.000 Katholiken die kleinste.

Nach Angaben von Plettenberg ging es nicht primär darum, die Pfarreien zu vergrößern, sondern "die Kirche im Bistum grundlegend neu aufzustellen". Künftig gibt es demnach in jeder der 35 Pfarreien einen zentralen Pfarrort, in dem ein dreiköpfiges, hauptamtliches Leitungsteam sitzt. Was darüber hinaus an anderen Orten der XXL-Pfarreien an kirchlichem Leben angeboten wird und wo möglicherweise weitere Priester leben werden, soll in einer zweijährigen Erkundungsphase festgelegt werden. Der Generalvikar spricht von Knotenpunkten, die zu einem Netzwerk zusammengebunden würden. Zunächst einmal soll über den vorgeschlagenen territorialen Entwurf aber vor Ort diskutiert werden. Änderungen seien noch möglich, sagt Dechant Clemens Grünebach, auch dass es am Ende der bis September angesetzten Resonanzphase womöglich ein, zwei Großpfarreien mehr geben könnte.

Katholikenratsmitglied Clemens Keller (Neunkirchen) sagte, man könne die neue Struktur noch schwer einordnen. Es gelte nun, "etwas aus den riesigen Räumen zu machen". Auch wenn es Gläubige gebe, die mit den Großpfarreien nichts anfangen könnten, sei er der Überzeugung, dass es richtig sei.

Hanspeter Schladt von der Laienorganisation Wir sind Kirche kritisiert, dass sich die Planungen für die Zukunft nur an der Anzahl der Priester orientiere. Dabei könnten auch Diakone, Pastoralreferenten oder qualifizierte Laien eine Kirchengemeinde leiten, sagte der für das Bistum Trier zuständige Sprecher unserer Zeitung.

In den nächsten drei Jahren soll an den neuen Pfarreien noch herumgewerkelt werden. Bis Anfang 2020, so das Ziel des Generalvikars, "soll dann alles unter Dach und Fach sein".
Hintergrund

Kommentar: Warum XXL-Pfarreien nicht die Lösung sind
Karte/Grafik: Die neue XXL-Struktur des Bistums Trier im Detail
Fahrplan: So geht's weiter: Resonanzphase zum Entwurf der Raumgliederung für das Bistum Trier
Dossier: Alle Beiträge und Fotos zur Trierer Bistumssynode

Infos

 Die Karte zeigt 12 der neuen XXL-Pfarreien in der Region Trier an.

Die Karte zeigt 12 der neuen XXL-Pfarreien in der Region Trier an.

Foto: Bistum Trier/Bearbeitung: volksfreund.de
 Idylle pur: der Trierer Dom in der Abendsonne.TV-Foto: Roland Morgen

Idylle pur: der Trierer Dom in der Abendsonne.TV-Foto: Roland Morgen

Foto: roland morgen (rm.) ("TV-Upload morgen"
 Dechant Clemens Grünebach, Leiter der Prozessgruppe Raumgliederung, Generalvikar Ulrich Graf von Plettenberg und Anja Peters, Mitglied der Steuerungsgruppe Zukunft der Pfarreien im Bistum Trier. TV-Foto: Friedemann Vetter

Dechant Clemens Grünebach, Leiter der Prozessgruppe Raumgliederung, Generalvikar Ulrich Graf von Plettenberg und Anja Peters, Mitglied der Steuerungsgruppe Zukunft der Pfarreien im Bistum Trier. TV-Foto: Friedemann Vetter

Foto: Friedemann Vetter

Das Bistum Trier ist das älteste unter den 27 deutschen Bistümern. Trier ist seit dem 3. Jahrhundert Bischofssitz. Das Bistum umfasst die ehemaligen Regierungsbezirke Trier und Koblenz sowie über Teile des Saarlands. Im Bistum leben knapp 2,5 Millionen Menschen, darunter 1,4 Millionen Katholiken.

Derzeit gibt es im Bistum 887 Pfarreien, die in 172 Pfarreiengemeinschaften zusammengefasst sind. Vor ein paar Jahren gab es noch 985 Pfarreien in 389 Pfarreiengemeinschaften. Nach der von Bischof Stephan Ackermann angestoßenen Reform sollen noch 35 Pfarreien übrigbleiben.

Parallel zur Zahl der Gläubigen geht auch die Zahl der katholischen Priester zurück. Gab es im Jahr 2000 noch 588 aktive Priester, sind es inzwischen nur noch 294. Nach Schätzungen werden es in zehn Jahren nur noch 194 sein. Die Zahl der Ruhestandsgeistlichen steigt dagegen. Aktuell sind es 288.

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