Justizia ist fertig mit den Trierer Hells Angels: LG verurteilt Niederländer wegen Beihilfe zum Drogenhandel zu drei Jahren und sechs Monaten

Trier · Die Geschichte der Trierer Hells Angels war kurz, aber kriminell. Nun hat das Landgericht einen 50-jährigen Niederländer verurteilt, der 2000 und 2001 geholfen haben soll, die Rocker mit Drogen zu beliefern.

Die Gesichter sind ernst. Bedrückt. Der Angeklagte - ein Mann mit eng stehenden Augen, geschorenen dunklen Haaren und schwarzem Hemd - blickt zu seiner Frau und seiner Mutter herüber. Er presst die Lippen aufeinander, bis sein Mund zu einem langen, schmalen Strich wird. Ein Gesicht, das sagt: Es ist, wie es ist. Und das tut mir leid.

Dabei ist das Urteil noch gar nicht gesprochen. Noch weiß der Niederländer nicht, dass er in wenigen Stunden zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren und sechs Monaten verurteilt wird, dass seine Firma in die Insolvenz geht und seine Kinder in ein deutsches Gefängnis kommen müssen, um ihn zu sehen. Aber vielleicht ahnt er es.
Denn obwohl einiges zugunsten des 50-Jährigen spricht, der sich aus seiner Drogensucht herausgekämpft hat, so spricht doch ein ganz gravierender Punkt gegen ihn. Die - wie der Vorsitzende Richter Armin Hardt es nennt -"exorbitanten Mengen" Drogen. Mehr als 500 Kilogramm Haschisch. Kiloweise Amphetamin. Dass nicht alle Geschäfte, an denen der Mann beteiligt war, zustande gekommen sind, ändert nichts an dem Vorwurf des Handelstreibens. Denn die Kaufverträge waren längst geschlossen.

Spätes Geständnis

Noch einen letzten Zeugen will Hardt hören. Ein Ex-Mitglied der Trierer Hells Angels, die 2000 und 2001 in großem Maßstab Drogen aus dem Ausland bezogen, um sie in der Großregion weiterzuverkaufen. Wie andere Zeugen berichtet dieser längst verurteilte Ex-Rocker von Geschäften, bei denen er Kontakt mit dem Niederländer hatte: Einmal sei er bei einem Drogendeal mit nach Kerkrade gefahren, wo der Angeklagte einen Laden hatte. Über der Theke verkaufte dieser dort Indianerschmuck und Militaria, unter der Theke Marihuana. Ein Laden, in dem auch größere Drogengeschäfte eingefädelt wurden. Ein anderes Mal hat der Zeuge vergeblich auf einen Drogenkurier gewartet, den der Niederländer ihm schicken wollte. Der Richter verliest die Mitschrift eines überwachten Telefonats, das nach der gescheiterten Übergabe geführt wurde. Ein Gespräch, aus dem hervorgeht, dass der Niederländer - anders als anfangs behauptet - in die Geschäfte verwickelt war. Wenn auch vielleicht nur am Rande. Das hat er inzwischen gestanden.

"Es gibt etliche Anhaltspunkte, dass er ein Mittäter war", sagt Hardt. Da zwei wichtige Zeugen die Aussage verweigert haben, lässt sich das allerdings nicht beweisen. So lässt Staatsanwalt Volker Blindert auch einen Teil der Anklagepunkte fallen. Übrig bleiben vier Drogengeschäfte, in denen der Niederländer als Vermittler, Organisator oder Helfer tätig war. Darunter auch ein geplatzter Deal über 500 Kilo Haschisch. Die von Blindert geforderten drei Jahre und sechs Monate wegen Beihilfe zum Drogenhandel nennt Hardt eine Strafe mit Augenmaß. Drunter zu gehen, sei nicht diskutabel. Der Haftbefehl werde aufrechterhalten, da Fluchtgefahr bestehe.

Der Mann war schon 2008 angeklagt worden. Die Niederlande hatten ihn wegen seines Gesundheitszustands jedoch nicht ausliefern wollen. Im März wurde er auf dem Rückweg vom Skiurlaub bei einer Zufallskontrolle unweit Rosenheims verhaftet.

Der Frau des Angeklagten rinnen bei der Urteilsverkündung Tränen über die Wangen, sie stützt ihren Kopf in die Hände und schluchzt. Dabei hat sie ihren Mann, der keine Revision will, wohl schneller wieder, als es der deutschen Justiz lieb ist. Muss er doch nur die Hälfte der Strafe in Deutschland verbringen. "Was die Niederlande danach machen, will ich gar nicht wissen", sagt Hardt, der mit diesem Prozess einen Schlussstrich zieht. Die kurze, aber kriminelle Geschichte der Trierer Hells Angels - ein Dutzend Rocker wurde seit 2002 verurteilt - ist nun juristisch aufgearbeitet.

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