Europawahl „Ich bin das Wahlziel von Christian Lindner“

Trier · Kandidaten im Porträt: Marcus Scheuren will für die FDP ins Europaparlament. Die Chancen standen schon mal schlechter.

 Marcus Scheuren.

Marcus Scheuren.

Foto: TV/Privat

„Ralf wer?“ – Den Namen ihres Europakandidaten werden auch viele Anhänger der rheinland-pfälzischen Liberalen nicht auf Anhieb wissen. Noch nicht zumindest. Denn auf der großen politischen Bühne trat Marcus Scheuren bislang eher selten in Erscheinung. Doch der aus Vallendar bei Koblenz stammende EU-Beschäftigte ist schon seit einigen Wochen dabei, dies zu ändern. Bis zum Europawahltag am 26. Mai ist der mit seiner Familie in Brüssel lebende 43-Jährige häufig zwischen Mainz, Trier und Ludwigshafen  unterwegs, um für sich und seine Ansichten zu trommeln. Marcus Scheuren ist nämlich Spitzenkandidat der rheinland-pfälzischen Liberalen.

Es ist nicht das erste Mal, dass der studierte Diplom-Kaufmann einen Platz im Brüsseler Parlament ergattern will. Vor zehn Jahren trat Scheuren schon einmal an,  damals allerdings auf „Platz 120 oder so“, wie Scheuren seine wenig aussichtsreiche Platzierung rückblickend beschreibt. Dieses Mal aber hat der für den Wirtschafts- und Finanzausschuss des Parlaments arbeitende Liberale durchaus Chancen. Marcus Scheuren steht auf der FDP-Bundesliste für die Europawahl auf Platz neun. Das klingt ernüchternd angesichts der Tatsache, dass die FDP derzeit gerade einmal drei von 96 deutschen Abgeordneten im Europaparlament stellt. Doch die jüngsten Umfragen zum Thema Europawahlen sehen die Liberalen im Aufwind. Erst vergangene Woche taxierte das Meinungsforschungsinstitut Insa die FDP bei stolzen 9,5 Prozent und damit satten sechs Prozentpunkten mehr, als die Partei vor fünf Jahren einfuhr.

9,5 Prozent, das dürfte nach Adam Riese und wenn nicht allzu viele Splittergruppen den Einzug ins EU-Parlament schaffen für Marcus Scheuren gerade so reichen. „Parteichef Christian Lindner hat als Wahlziel neun Prozent ausgegeben“, sagt Scheuren, „ich bin also das Wahlziel von Christian Lindner.“ An Selbstbewusstsein scheint es dem 43-Jährigen jedenfalls nicht zu mangeln.

Den Job als Abgeordneter traut sich der seit knapp 20 Jahren in unterschiedlichen Positionen in Brüssel arbeitende Rheinländer zu. „Ich könnte das gut machen, habe viel Kontakt zu Abgeordneten“, sagt Marcus Scheuren, der am Montagabend vor einem FDP-Termin in Trier einen Abstecher in der Volksfreund-Redaktion gemacht hat.

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Foto: TV/Lambrecht, Jana

Sollte er den Sprung ins Parlament Ende Mai schaffen, will er sich vor allem um sein Spezialgebiet Wirtschafts- und Finanzpolitik kümmern. Aber auch die Regionalpolitik – Scheuren hat einige Jahre lang für den EU-Ausschuss der Regionen gearbeitet – und die Forschungs- und Industriepolitik  liegen dem 43-Jährigen nach eigenen Angaben am Herzen.

Marcus Scheuren weiß, dass die EU schon einmal besser als heute dastand. Die politischen Populisten in vielen EU-Ländern, Brexit, Migration, Trump, Putin oder Orban seien ernste Herausforderungen für das Bündnis, sagt er. Aber Europa sei schließlich auch aus der Krise geboren – „und ich bin Rheinländer und damit Optimist“, bringt Scheuren auf einen einfachen Nenner, warum die Europäische Union allen Unkenrufen zum Trotz nach seiner Meinung eine Zukunft hat.

Wenn Marcus Scheuren von sich sagt, dass er „ein überzeugter Europäer von Hause und von Geburt aus“ sei, mag das ein wenig großspurig klingen. Doch ein Blick aufs Familiäre spielt ihm in die Karten: Er hat einen deutschen und britischen Pass (die Mutter ist Schottin), ist mit einer Französin verheiratet, lebt seit vielen Jahren in Belgien und hat auch in Luxemburg und Großbritannien gearbeitet. Eine Vita, die auf den FDP-Nominierungsparteitagen wohl etliche Delegierte beeindruckt hat, die den Namen Marcus Scheuren zuvor noch nie gehört hatten.

Am 26. Mai sind die Europawahlen. Wer geht für welche Partei oder Wählergruppierung an den Start? Der TV stellt die regionalen Kandidaten in loser Abfolge vor.

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