Katholiken lehnen Sexualmoral der Kirche ab - Bistum Trier kündigt Diskussion an

Trier · Viele Gläubige sind unzufrieden mit der katholischen Kirche, vor allem mit deren Moralvorstellungen. Das zeigen Ergebnisse aus einer weltweiten Befragung des Vatikans. Im Bistum Trier haben sich 208 Gläubige beteiligt.

Die Lebenswirklichkeit vieler Katholiken stimmt mit den Moralvorstellungen der Kirche nicht überein: Dies haben die deutschen Bistümer erstmals eingestanden. Auf 20 Seiten listen die 27 deutschen Bischöfe das Ergebnis einer Befragung des Vatikans auf und kommen zu dem Schluss, dass die "Differenz zwischen den Gläubigen und der offiziellen Lehre" groß sei - vor allem, was die Einstellungen zu vorehelichem Geschlechtsverkehr, zur Empfängnisverhütung und zu Homosexuellen angeht. Die Bischöfe haben das Ergebnis an Papst Franziskus geschickt. Es soll Grundlage für eine Bischofssynode in Rom zum Umgang der Kirche mit Familien sein.

Im Bistum Trier hatten sich von 1,45 Millionen Katholiken 208 an der Befragung beteiligt. Möglicherweise seien die Fragen zu kompliziert gewesen, sagt Bistumssprecher André Uzulis. Jedenfalls hielt das Bistum den Rücklauf für so gering, dass es das Trierer Ergebnis nicht ausführlich vorstellt, anders als etwa die Erzbistümer München und Köln.

Wegen der geringen Beteiligung im Bistum Trier ließen sich aus dem Ergebnis keine Bewertungen ableiten, sagt Uzulis. Trotzdem werde es eine Diskussion auf allen Ebenen geben, nicht zuletzt bei der laufenden Bistumssynode. Im Juni sei ein zweitägiges öffentliches Forum in Trier zum Thema wiederverheiratete Geschiedene geplant. Deren Diskriminierung durch die Kirche wurde von Gläubigen in dem Fragebogen heftig kritisiert.

Die Diskrepanz zwischen Amtskirche und Gläubigen zeigt sich darin, dass weniger Männer den Priesterberuf anstreben. Die Zahl der Priesterkandidaten im Bistum Trier ist zwischen 2002 und 2012 von 41 auf 35 zurückgegangen, ein Rückgang von rund 15 Prozent. Im gleichen Zeitraum sank die Zahl der kirchlichen Eheschließungen im Bistum von rund 3100 auf etwa 2600. "Es wird deutlich, dass sich junge Menschen heute immer seltener für eine kirchlich gebundene Lebensform entscheiden", sagt Bistumssprecher Uzulis.Mehr zum Thema

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