Kind lag Stunden tot im Bett

TRIER. Mit der Vernehmung von Zeugen ist vor dem Trierer Landgericht der Mordprozess gegen eine 31-jährige Frau aus Lissendorf (Kreis Daun) fortgesetzt worden. Die Kamerunerin soll die zweieinhalbjährige Tochter ihrer Freundin misshandelt und getötet haben. Nach einem Schwächeanfall der Angeklagten wurde der Prozess unterbrochen.

Als zwei Rettungsassistenten die kleine Salomé an jenem frühen Morgen Ende September vergangenen Jahres in ihrem Bettchen finden, ist das zweieinhalbjährige Mädchen vermutlich schon stundenlang tot. Die Leichenstarre hat bereits eingesetzt, die Körpertemperatur ist mit unter 32 Grad Celsius so tief, dass das Thermometer der Rotkreuz-Leute nur noch "Low" anzeigt.Wohl auch, um der vermeintlichen Mutter die Hoffnung nicht vorzeitig zu nehmen, beginnen die beiden Rettungsassistenten dennoch mit der Wiederbelebung des Kleinkindes. Vergeblich. Salomé ist tot, wahrscheinlich schon seit vielen Stunden.

Wie lange die Zweieinhalbjährige nicht mehr am Leben war, als die Rettungsassistenten eintrafen, wird wohl erst das Gutachten des Gerichtsmediziners zeigen. Haoua H., die Angeklagte, hat damals erst den Rotkreuzlern und später auch der Polizei erzählt, dass sie das Kind um vier Uhr in der Frühe leblos in seinem Bettchen gefunden habe, als sie selbst aufgestanden sei, um wie immer um diese Uhrzeit zu beten.

Staatsanwalt Peter Fritzen glaubt, dass die 31-Jährige, die sich zunächst als leibliche Mutter der Kleinen ausgegeben hatte, Salomé ermordet hat. Das Kind starb an den Folgen schwerster Misshandlungen, steht in der Anklageschrift.

Die seit November in Untersuchungshaft sitzende Frau schweigt bislang im Prozess, was die Wahrheitsfindung nicht erleichtert. Einem Puzzle gleich muss das fünfköpfige Schwurgericht unter seiner Vorsitzenden Petra Schmitz daher Zeugenaussagen und Indizien aneinander reihen, um sich ein Bild davon machen zu können, was an jenem Abend und zuvor in Lissendorf wirklich passiert ist.

Einer Rettungsassistentin hat die Angeklagte in jener Nacht erzählt, dass Salomé am Vortag die steile Treppe hinabgefallen sei. Dabei habe sich das kleine Mädchen zwar eine Beule am Kopf zugezogen, sei aber direkt wieder aufgestanden. Um 20 Uhr sei das Kind dann plötzlich müde geworden und ins Bett gegangen.

Merkwürdig nur, dass die Rotkreuzler Salomé später nicht mit einem Schlafanzug bekleidet fanden, sondern mit Strumpfhose, Leggins und einem Sweat-Shirt. "Und dass das Kind keine Windel hatte, kam mir schon etwas spanisch vor", sagt ein Helfer vor Gericht.

Ob der nach dem Schwächeanfall der Angeklagten am Nachmittag unterbrochene Prozess heute fortgesetzt werden kann, war gestern noch unklar.

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