Knallharter Verhandlungspoker am Nürburgring

Mainz · Den Beteiligten rennt die Zeit davon, beide Seiten brauchen eine Lösung - doch die Hängepartie im Räumungsverfahren des insolventen Nürburgrings zwischen den Sanierern und den privaten Pächtern geht vorerst weiter.

Mainz. Eines dürfte bereits feststehen, obwohl die Verhandlungen noch laufen: Freunde werden die Sanierungsexperten Thomas B. Schmitt und Jens Lieser auf der einen sowie die Pächter Jörg Lindner und Kai Richter auf der anderen Seite wohl nicht mehr. Das seit Monaten andauernde knallharte Ringen um einen Räumungsvergleich kostet die Betroffenen viel Zeit und Nerven.

Darum geht es: Insolvenzgeschäftsführer Schmitt und Sachwalter Lieser wollen die Pächter zum Abzug bewegen, um wieder die Verfügungsgewalt über die Immobilien an der Eifel-Rennstrecke zu bekommen. Und das möglichst ohne langwierigen Rechtsstreit. Erst danach kann ihre eigentliche Arbeit, eine europaweite Ausschreibung einzuleiten, Investoren zu finden und das laufende EU-Beihilfeverfahren zu erledigen, beginnen.
Die Sanierer betonen: Für Lindner und Richter gibt es keine Zukunft am Ring. Beide müssen weichen. Jens Lieser sagt: "Für uns ist es entscheidend, dass wir das Geschäftsführungs- und Direktionsrecht haben."
Die beiden Unternehmer aus Düsseldorf haben hingegen immer wieder betont, sie seien die "Herren am Ring" und würden das auch bleiben.
Sobald die Immobilien europaweit ausgeschrieben würden, würden sie sich ebenfalls bewerben.
Der Stand: Zuletzt sprachen die Pächter öffentlich von einem Scheitern der Gespräche. Thomas B. Schmitt sagt dagegen: "Es hat nach meiner Wahrnehmung zu keinem Zeitpunkt einen Abbruch gegeben." Allerdings, ergänzt sein Kollege Jens Lieser, habe auch nie ein unterschriftsreifer Vergleichsvertrag vorgelegen. Schmitt ärgert sich über "tollkühne Pressearbeit" der Pächter, wie er es nennt.

Der Zeitdruck: Beide Seiten brauchen möglichst schnell eine Lösung. Die Sanierer, weil sie sonst keinen Einblick in die Geschäftsbücher bekommen und nichts vorbereiten können. Die Pächter, weil ihrer Nürburgring Automotive GmbH (NAG) offenbar die Insolvenz droht, wie sie selbst öffentlich verlauten lassen. Und die Geldsorgen dürften sich verschärfen, weil ab April laut Pachtvertrag 15 Millionen Euro Pacht zu zahlen sind, die derzeit nicht zu erwirtschaften sind.

Die Probleme: Die Ring-Sanierer brauchen nach dem erstrebten Betriebsübergang qualifiziertes Personal, um die Veranstaltungen an der Eifel-Rennstrecke über die Bühne zu bringen. Die Mitarbeiter stehen jedoch noch in Diensten von Lindners und Richters NAG, so dass Schmitt und Lieser in diesem Punkt von den Pächtern abhängig sind. Die Sanierungsexperten wären offenbar bereit, für die Überlassung der Mitarbeiter zu bezahlen.
Die Sanierer vermuten bei den Verhandlungspartnern einerseits emotionale und andererseits wirtschaftliche Motive, die eine Einigung bislang verhindert haben könnten. So sei es eine emotionale Frage für Lindner und Richter, "ob sie erhobenen Hauptes den Ring verlassen", sagt Thomas B. Schmitt.
In wirtschaftlicher Hinsicht sei es natürlich leichter für die Pächter, weiterhin die Geschäfte am Nürburgring zu führen, um dann mit detaillierten internen Kenntnissen in einem späteren Ausschreibungs- und Bieterverfahren die besten Karten zu haben.

Die Aussichten: "Die Gespräche werden intensiv fortgeführt. Ich bin vorsichtig optimistisch, dass die Vernunft siegen wird", sagt der Trierer Thomas B. Schmitt. Er sagt auch: "Wir müssen eine Lösung finden. Wir werden noch im November wissen, ob wir zusammenfinden oder nicht." Pressesprecher Pietro Nuvoloni ergänzt: "Einige Punkte sind nicht diskutabel, bei anderen gibt es Spielraum."

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