Land befeuert die Energiedebatte

Mainz/Bitburg · Das rheinland-pfälzische Umweltministerium nimmt den Wärmeverbauch in den Blick und fördert den Austausch alter Öfen. Die CDU hält davon nichts und schlägt etwas anderes vor.

2017 soll der Spatenstich erfolgen für die Eifel-Pipeline. Über rund 80 Kilometer zwischen Trier und der Oleftalsperre soll die Leitungstrasse für Trinkwasser, Strom, Erdgas, Biogas und schnelles Internet entstehen, die bis zum Jahr 2022 gut 245.000 Menschen versorgen soll. Die rheinland-pfälzische Umweltministerin Ulrike Höfken sieht in der 140-Millionen-Euro-Trasse das große regionale Projekt, wie die Energiewende aussehen soll.

Doch auch ein Beispiel im Eifeldorf Pickließem macht der Grünen-Politikerin Mut, wie sich das Land künftig über erneuerbare Energien speisen kann. Dort lassen sich die 330 Einwohner mit Wärme aus Bioenergie und Holz versorgen, wodurch die Menschen kein teures Heizöl mehr brauchen. Für Projekte wie dieses will das Land künftig stärker werben - und diese weiter fördern.

Aus gutem Grund: Bis 2030 will Rheinland-Pfalz völlig unabhängig von Stromimporten sein. Momentan zahle es dafür noch vier Milliarden Euro pro Jahr, in Deutschland seien es 60 Milliarden Euro, sagt Höfken.

Um so weit zu kommen, reicht es aber nicht nur, Windanlagen zu bauen. Auch der Wärmeverbrauch muss zurückgehen. Mehr als die Hälfte des Energieverbrauchs in Rheinland-Pfalz (55 Prozent) entstammt laut Höfken aus Wärme und Kälte - wie durch alte Öfen, Heizungen und Kühlschränke.

Die Ministerin will die Zahl zurückfahren - und noch stärker auf erneuerbare Energien setzen, die bislang lediglich elf Prozent der Wärmeversorgung ausmachen. "Wir können unsere Ziele ohne eine Wärmewende nicht erreichen", sagt sie. Das Land erhöht deswegen im Doppelhaushalt 2017 und 2018 die Ausgaben für die Wärmewende um je zwei Millionen Euro.

Vier Millionen Euro stehen dann jährlich an Landesmitteln zur Verfügung, dazu kommen über beide Jahre eine EU-Förderung von 1,9 Millionen Euro und Bundeszuschüsse in nicht bezifferbarer Höhe, sagt Höfken. Während der Bund besonders in die Wärmedämmung von Gebäuden investiert, will das Land andere Projekte anstoßen, zum Beispiel die Nahwärmenetze.

Höfken regt außerdem die Benutzer alter Holz-, Kohle- und Ölöfen an, diese auszutauschen. Als Anreiz will das Land zwischen 300 und 800 Euro zahlen. Förderrichtlinien für das sogenannte 1000-Öfen-Programm sollen bis Ostern vorliegen, das Budget liegt bei 500.000 Euro. Die Ministerin sagt, landesweit gebe es 575.000 Öfen, von denen 40 Prozent 20 Jahre oder älter seien - und die Energie verschwenden.

Der CDU-Landtagsabgeordnete Michael Billen kritisiert die Pläne des Ministeriums. "Das ist alles Symbolpolitik, zu kleinteilig, und trägt nichts zur Energiewende bei", sagt der Eifel-Rebell. Billen findet: "Frau Höfken sollte das Geld lieber in die Forschung investieren, um einen Weg zu finden, regenerative Energien zu speichern. Das wäre ein größerer Wurf als der Austausch von ein paar Öfen, was den einzelnen Bürger bestimmt 2000 Euro kostet."

Die Ministerin verteidigt die Wärmewende hingegen als wichtigen Schritt, um sich frei von milliardenschweren Energieimporten zu machen. Wärmeversorgung über erneuerbare Energien sei besser für den Klimaschutz - und die Finanzierung von Öl aus dem Nahen Osten fördere destabilisierende Kräfte auf der Welt.Mehr zum Thema

Hintergrund/Meinung: Immer mehr Kommunen setzen auf Nahwärmenetzwerke, um sich frei von Öl, Kohle und Gas zu machen. Mit Erfolg? Infos: Erst ging es an den Bau erneuerbarer Energien, nun setzt die Landesregierung verstärkt auf die Wärmewende im Land. Umweltministerin Ulrike Höfken (Grüne) nennt das Ziel, den Anteil der erneuerbaren Energien an der Wärmeerzeugung anheben zu wollen.

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