Langer Weg zum frühen Abi

MAINZ. Einen neuen Vorstoß zur generellen Einführung des frühen Abiturs nach zwölf Schuljahren starten FDP und CDU in dieser Woche im Landtag. Bildungsministerin Doris Ahnen (SPD) will das achtjährige Gymnasium (G8) bis 2010 allerdings nur an 15 Ganztagsschulen zulassen.

Der Wechsel kommt in ganz kleinen Schritten: Hielt die Landesregierung bislang strikt am rheinland-pfälzischen Weg der Reifeprüfung nach 12,5 Schuljahren fest, sollen 2008 die ersten fünf Ganztags-Gymnasien das frühe Abitur anbieten können. Nach den Plänen von Ministerin Ahnen werden dann bis 2010 bis zu 15 Schulen mit Ganztagsunterricht auf zwölf Jahre verkürzen dürfen. Sie will erst einmal Erfahrungen sammeln lassen. Reges Interesse hat unter anderem bereits das Gymnasium Traben-Trarbach angemeldet.Rheinland-Pfalz in der Sackgasse?

FDP und CDU kritisieren Ahnens Weg als halbherzig. Sie warnen vor einem Flickenteppich in der Gymnasiallandschaft, weil es am Ende Abschlüsse nach 12,5 und 12 Jahren, in speziellen Begabtenklassen nach 11,5 Jahren geben würde. Mit dem Sonderweg von 12,5 Jahren habe sich Rheinland-Pfalz ohnehin in eine Sackgasse manövriert, lautet der Oppositionsvorwurf. Schüler im Land sollten wie in fast allen anderen Bundesländern so früh in Studium und Beruf einsteigen können, wie es international üblich sei und sich bewährt habe, fordert FDP-Fraktionschef Herbert Mertin. Elf Länder haben das G8 bereits eingeführt oder beschlossen, in zweien laufen Schulversuche. Sachsen und Thüringen haben noch aus DDR-Zeiten den Abschluss nach der zwölften Klasse. Um den Wechsel von der Realschule zum Gymnasium weiter möglichst reibungslos zu ermöglichen, will die FDP an der dreijährigen Oberstufe festhalten und durch mehr Nachmittagsunterricht in den Klassenstufen sieben bis zehn ein Schuljahr einsparen. Die Folge: Überwechsler nach der Klasse zehn der Realschule würden auch künftig 13 Schuljahre absolvieren müssen. Die Qualität des Abiturs soll laut FDP-Bildungsexpertin Nicole Morsblech durch Bildungsstandards, Vergleichsarbeiten und ein Zentralabitur gesichert werden. "Wir wollen ein neues Gymnasium mit neuem Lernen, mehr fächerübergreifendem Unterricht und Projektarbeit sowie größerer Flexibilität in den Schwerpunkten", so Morsblech. Eingehalten werden soll auf jeden Fall die Vorgabe der Kultusministerkonferenz von 265 Wochenstunden auch auf dem Weg zum frühen Abitur. Eine landesweite Einführung des G8 in mehreren Stufen kann nach Auffassung der Liberalen die Probleme bei der Einführung von Nachmittagsunterricht samt Mittagessen auffangen und das Heranwachsen zweier kompletter Abiturjahrgänge in einem Jahr zum Ende des Übergangs abmildern. Die CDU dringt darauf, ein frühes Abitur ab dem Schuljahr 2007/2008 auf freiwilliger Basis und ein Jahr später verpflichtend für alle Gymnasien umzusetzen. Sie will ein Jahr durch eine neue Verteilung des Unterrichtsstoffes in der gesamten Sekundarstufe II (Klassen fünf bis zehn) einsparen. Nach Auffassung von Ahnen ist der kürzere Weg jedoch grundsätzlich nur an Ganztagsschulen zu gehen, um Kinder nicht zu überfordern und entsprechende pädagogische Angebote machen zu können. Auch ist aus ihrer Sicht ein umfassendes Konzept notwendig, das Unterricht, Hausaufgabenbetreuung und Arbeitsgemeinschaften einschließt. Der Wechsel zum G8 brachte durch Nachmittagsunterricht und unzureichende Mittagessen-Angebote in Baden-Württemberg und im Saarland Proteste und Organisationsprobleme mit sich.

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