Legendäres Festival Rock am Ring zum letzten Mal in der Eifel

Frankfurt/Nürburg · Das Festival Rock am Ring soll dieses Jahr zum letzten Mal am Nürburgring stattfinden. Wie Veranstalter Marek Lieberberg erklärt, hat der neue Besitzer der Eifelrennstrecke - der Autozulieferer Capricorn - den Vertrag gekündigt und will ein eigenes Festival organisieren.

Wenn ab dem kommenden Donnerstag Zehntausende in die Eifel strömen und Rock am Ring feiern, wird bei vielen mehr als nur ein Schuss Wehmut die Begeisterung trüben. Denn nach Angaben des Veranstalters Marek Lieberberg soll die Festivallegende in Zukunft nicht mehr auf der Rennstrecke stattfinden. "Es wird die letzte Veranstaltung dort sein", sagt Lieberberg. Rock am Ring werde ab 2015 an einem anderen Ort fortgesetzt und damit sein 30-jähriges Bestehen nicht an seiner Ursprungsstätte feiern.

Die Entscheidung sei am Freitagmorgen gefallen, sagte Lieberberg. Die Gesellschaft Capricorn, neuer Betreiber der insolventen Rennstrecke, habe einen größeren Anteil am Gewinn gefordert. "Das ist wirtschaftlich nicht vertretbar", so Lieberberg.

Wo das Festival kommendes Jahr über die Bühne gehen werde, stehe noch nicht fest. Capricorn kündigte unterdessen an, ab 2015 ein Rockfestival mit einem anderen Veranstalter und unter anderem Namen anzubieten. Inhaltlich werde es keine Änderungen geben, er rechne damit, dass auch weiter internationale Stars den Weg in die Eifel finden würden, sagte Nürburgring-Geschäftsführer Carsten Schumacher am Freitag und bestätigte Lieberbergs Aussage: Capricorn habe mehr Geld vom Veranstalter gefordert: "Der Anteil am Gewinn war unzureichend."

Lieberberg, dessen Erfahrung als Veranstalter bis zu The Who zurückreicht, hat in Deutschland noch einige Eisen im Feuer. Rock im Park in Nürnberg ist die Parallelveranstaltung zu Rock am Ring. Außerdem startete er 2013 das Festival Rock'n'Heim auf dem Hockenheimring mit 40.000 Besuchern. Für einen neuen Ort für Rock am Ring gebe es „rund ein halbes Dutzend hervorragender Optionen“, sagte Lieberberg. Eine Entscheidung werde bis Ende Juli fallen.

Der Ortsbürgermeister von Nürburg, Reinhold Schüssler, reagierte schockiert auf die Nachricht vom Aus für Rock am Ring in der Eifel. "Das ist ein Schaden ohne Ende", sagte der Christdemokrat. "Für die Gemeinde ist das ein großer Verlust, auch für die Region."

Die rheinland-pfälzische Landesregierung bedauerte das Ende von Rock am Ring in der Eifel. „Wir gehen aber davon aus, dass der neue Eigentümer des Nürburgrings, die Firma Capricorn, ein alternatives und tragfähiges Konzept entwickeln wird, mit dem die Kündigung von "Rock am Ring" kompensiert werden kann“, teilte Regierungssprecherin Monika Fuhr mit. Capricorn habe immer erklärt, dass es Ziel des Unternehmens sei, „den Nürburgring und die Region positiv weiterzuentwickeln“.

Dehoga-Chef Haumann sagte, nicht nur der Verlust einer Veranstaltung tue den Gastronomen weh. „Schwerer wiegt, dass der Werbeeffekt verloren geht.“ Eine Nachfolgeveranstaltung werde „sicher nicht aus dem Stand heraus“ den Stellenwert von Rock am Ring erreichen.

„Das ist ein Schock, das muss man erstmal verdauen“, sagte der Erste Beigeordnete der Verbandsgemeinde Adenau, Jürgen de Temple (CDU). „Ich hoffe, dass das letzte Wort noch nicht gesprochen ist.“ Falls es dennoch eine Nachfolgeveranstaltung gäbe, wäre das für die Region zwar nicht schlecht, aber: „Eine neue Veranstaltung wird nicht Rock am Ring sein, so wie es einmal war“, sagte er.

Die CDU-Landtagsfraktion wertete das Aus als Beleg für das Scheitern der Landesregierung bei der Neuausrichtung der Rennstrecke. „Mit dem Verkauf an einen privaten Investor sind die vielen Probleme entgegen der Hoffnung von Frau Dreyer und ihrem Kabinett noch lange nicht gelöst“, teilte der Vize-Fraktionschef Alexander Licht mit.

Rock am Ring startete 1985 mit U2, Joe Cocker, Gianna Nannini, Marius Müller Westernhagen und 13 weiteren Bands. Vergangenes Jahr kamen zu Rock am Ring rund 87 000 Besucher und 80 Bands in die Eifel. Am Schauplatz des Zwillingsfestivals Rock im Park in Nürnberg ändere sich nichts.

Der Nürburgring musste 2012 Insolvenz anmelden, nachdem die SPD-Alleinregierung in Rheinland-Pfalz am Nürburgring einen zu groß geratenen Freizeitpark für rund 330 Millionen Euro hatte bauen lassen. Nach der Insolvenz mussten Millionen an Steuergeld fließen. Im März erhielt schließlich Capricorn den Zuschlag für die Übernahme.

Der Nürburgring hat ausgerockt

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