Malu Dreyer fiebert dem Start als neue Regierungschefin entgegen

Mainz · Im politischen Mainz beginnt das große Stühlerücken. Die 19-jährige Ära von Ministerpräsident Kurt Beck endet, die seiner Nachfolgerin Malu Dreyer (beide SPD) startet. Ihre Devise lautet: „Arbeiten, arbeiten, arbeiten.“

Kurt Beck wirkt in diesen Tagen entspannt. Deutschlands dienstältester Ministerpräsident, seit 1994 im Amt, übergibt das Zepter an diesem Mittwoch an die Triererin Malu Dreyer. Beck ist ein bisschen wehmütig, aber felsenfest überzeugt, mit ihr die richtige Wahl getroffen zu haben. Perspektivisch habe er an Dreyer als Nachfolgerin bereits bei ihrer Ernennung zur Ministerin 2002 gedacht, verrät der Pfälzer im Volksfreund-Interview. Im Sommer sei dann bei einem Gespräch mit den Ehepartnern die Entscheidung gefallen. Über monatelange öffentliche Spekulationen, die mal Innenminister Roger Lewentz, mal SPD-Fraktionschef Hendrik Hering, mal Bildungsministerin Doris Ahnen vorne sahen, "haben wir uns schon amüsiert", gesteht Beck. Bei Malu Dreyer steigt die Aufregung. "Ich schlafe aber immer gut, auch in Krisenzeiten", sagt sie. Ihr Regierungsstil werde sich von dem ihres Vorgängers unterscheiden. Sie habe Energie, Kraft und Feuer, doch ein anderes Temperament als Beck. Der sagt von sich selbst, er lasse "schon mal die Gäule galoppieren". Die neue Regierungschefin baut auf die rot-grüne Mehrheit im Parlament. Der Koalitionsvertrag bilde den Rahmen für ihre Politik. "Es ist nicht so, dass wir einen Neustart brauchen", betont Dreyer. Angst habe sie nicht. Doch der Erwartungsdruck sei enorm. Zu den größten Herausforderungen zählt die 51-Jährige den demografischen Wandel und die begrenzten finanziellen Spielräume staatlicher Ebenen. Dreyer mahnt zu einer sachlicheren Auseinandersetzung im Landtag und macht der CDU-Opposition das "bedingungslose Angebot", bei Themen wie dem Nürburgring zusammenzuarbeiten. Von der Union kommt Kritik. Generalsekretär Patrick Schnieder stört die Besetzung des Vizechefpostens der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord mit der Triererin Begoña Hermann (SPD). Wieder sei das Parteibuch wichtiger als die Qualifikation. Dreyer habe damit schon vor ihrem Amtsantritt die Chance zur Glaubwürdigkeit vergeben. TV-Interview: „So langsam beginnt das Kribbeln im Bauch“

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