Mathe statt Deutsch

MAINZ. (win) Die Einstellungspolitik für Nachwuchslehrer vor allem in der Region Trier hat die Gewerkschaft GEW gegen Bildungsministerin Doris Ahnen aufgebracht. Ausbildungsmöglichkeiten würden nicht genützt, Quereinsteiger abgeblockt, sagt GEW-Chef Tilman Boehlkau.

Trotz Lehrermangel gerade im Bereich der Hauptschule werden nach Angaben der Lehrergewerkschaft GEW landesweit Ausbildungskapazitäten nicht genutzt und Mangelfächer nicht oder falsch besetzt. Für mehr als 80 Lehramtsanwärter hätte etwa das Studienseminar in Trier Platz, sagt GEW-Landesvorsitzender Tilman Boehlkau. Eingestellt wurden zum 1. Februar jedoch nur 46 Referendare. In Neuwied und Mainz wurden jeweils rund 70 der 100 Plätze besetzt. So kamen nur 188 von 333 Bewerbern zum Zug. Das Land werbe über Anzeigen und Internet für Lehrernachwuchs und weise dann reihenweise Bewerber ab, kritisiert die GEW. Dies gelte nicht zuletzt für Quereinsteiger, die nach abgeschlossenem Studium für gefragte Fächerkombinationen in Naturwissenschaften oder im musischen Bereich in den Lehrer-Job wechseln. Elf Quereinsteiger haben sich nach Gewerkschaftsangaben beim Trierer Studienseminar beworben. Doch nur zwei wurden genommen. Für landesweit 33 zurückgezogene Bewerbungen ließ das Ministerium keine Nachrücker zu. Gleichzeitig werden ausgebildete Grundschullehrer an Hauptschulen geschickt, moniert die GEW. So habe eine Schule im Kreis Trier-Saarburg eine Lehrkraft für Deutsch und Englisch angefordert, aber eine Grundschullehrerin mit Schwerpunkt Mathematik erhalten. Für eine Schule in der Vulkaneifel wurde statt einem Lehrer mit Sozialkunde und Kunst ein Grundschulpädagoge mit Schwerpunkt katholische Religion eingestellt. Andere Schulen seien ganz leer ausgegangen. Boehlkau fürchtet, dass eine falsche Einstellungspolitik die ohnehin erwartete dramatische Lage an einem leergefegten Lehrerarbeitsmarkt kommender Jahre noch verschärft. Bildungsministerin Doris Ahnen (SPD) ließ die GEW wissen, dass auch im Vorbereitungsdienst die Zahl der Planstellen begrenzt sei und verwies auf einen nächsten Einstellungstermin im August. Zudem könnten Quereinsteiger nicht regulären Lehramtsanwärtern bei Referendarstellen vorgezogen werden, selbst wenn sie besser den gesuchten Fächerkombinationen entsprächen.

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