Neue Chef-Etage im Bistum

TRIER. Das Bistum Trier schneidet alte Zöpfe ab und lässt neue Haarpracht sprießen. Bischof Reinhard Marx, von einem frischen Vollbart geziert, präsentierte gestern die verschlankte Führungsspitze seines Generalvikariats. Die Mitarbeiter wurden derweil über die neuen Strukturen informiert.

"Kundenorientierung", "Optimierung von Arbeitsabläufen", "effizienter Personaleinsatz", "Mitarbeiterzufriedenheit": Das Vokabular, mit dem die Neuaufstellung der Bistumsverwaltung der Öffentlichkeit und den Betroffenen präsentiert wurde, entspricht der herrschenden Lehre privatwirtschaftlicher Unternehmensreformen. Dennoch habe man "bewusst nicht den Mc-Kinsey-Weg" eingeschlagen, versichert Bistumssprecher Stefan Kronenburg. Man habe zwar auch externen Rat eingeholt, die neuen Strukturen seien aber überwiegend hausintern von acht Projektgruppen entwickelt worden, "unter intensiver Beteiligung der Mitarbeiter". Im Kern hat die Neuorganisation drei wesentliche Komponente: Die Strukturen werden vor allem im höheren Management verschlankt, die Zahl der Abteilungen halbiert - schlechte Zeiten für Abteilungsleiter. Das Personal soll mittelfristig von 287 auf 259 reduziert werden, vor allem durch Nicht-Wiederbesetzung und Altersteilzeit. Betriebsbedingte Kündigungen schließt Generalvikar Georg Holkenbrink aus. Eine Mitteilung, die laut Kronenburg bei der internen Mitarbeiterversammlung am gestrigen Freitag für Erleichterung gesorgt hat. Eine Stellungnahme der Mitarbeitervertretung lag bei Redaktionsschluss noch nicht vor.1,9 Millionen Euro sollen dauerhaft gespart werden

1,9 Millionen Euro will Holkenbrink "dauerhaft einsparen" - und dabei gleichzeitig die Leistungen verbessern. "Weniger Schnittstellen, mehr Bündelung, höhere Effizienz" erwartet der Bistums-Verwaltungschef. Drei "Zentralbereiche" und drei "Strategiebereiche" formen künftig die Leitung des Unternehmens Kirche in der Diözese Trier - statt starrer Abteilungen. Die Mitarbeiter sollen stärker über die Grenzen ihres jeweiligen Bereiches hinaus arbeiten. Mit der neuen Struktur steht auch die künftige Führungsspitze des Imperiums. Für die zentralen inhaltlichen Fragen zeichnet Michael Kneib, Leiter des Bereichs "Pastoral und Gesellschaft" verantwortlich. Herr über die Finanzen des Bistums bleibt Bernd Franken, in dessen Bereich "Ressourcen" auch Bau, Beschaffung und Informationstechnologie angesiedelt sind. Der Zentralbereich "Caritas" wird wie bisher durch den Caritasverband mit seinem Leiter Franz-Josef Gebert wahrgenommen. Als "Chef-Strategen" fungieren Gundo Lames, Hermann-Josef Groß sowie Kommunikations-Chef Stephan Wahl. Letzterer bekommt auch den "Paulinus" zugeschlagen, der aus den wirtschaftlichen Aktivitäten des gleichnamigen Verlags herausgenommen und direkt beim Generalvikariat angesiedelt wird. Dadurch ändere sich "nichts am eigenständigen Charakter der Wochenzeitung", ließ Wahl vorsorglich mitteilen. Offenbar will man potenziellen Kritikern den Wind aus den Segeln nehmen, die befürchten könnten, das bisweilen recht unbequeme Kirchenblatt werde verstärkt an die Kandare genommen. Die Strukturreform in der Zentralverwaltung dürfte nur ein Zwischenschritt beim Gesamt-Umbau des Bistums sein. Generalvikar Holkenbrink stellte die Maßnahmen in unmittelbaren Zusammenhang mit dem "Projekt 2020", der Umstrukturierung in den Gemeinden. Das Signal an die kirchliche Basis ist klar: Die "Regierung" verlangt nicht nur von ihnen Veränderungen, sie nimmt auch den eigenen Apparat nicht aus.

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