Nürburgring-Sanierer nach Verkauf: "Sichere Grundlage für die Zukunft"

Koblenz · "Ich bin sehr, sehr glücklich, dass wir eine sichere Grundlage für die Zukunft haben." Das sagt Ring-Sanierer Thomas B. Schmidt kurz nach der Entscheidung im Nürburgring-Verkaufsprozess stolz und zufrieden.

Koblenz. Bis zuletzt ist hart und intensiv darum gerungen worden, wer im Bieterverfahren den Zuschlag erhält. Das verraten die beiden Sanierer Thomas B. Schmidt aus Trier und Jens Lieser aus Koblenz im Interview mit Volksfreund-Redakteur Frank Giarra.

Was hat den Ausschlag dafür gegeben, dass die Firma Capricorn den Zuschlag erhält?
Jens Lieser: Wir haben hart gerungen, es war eine knappe, sorgfältige Entscheidung. Das Capricorn-Angebot war letztlich etwas besser, weil es einen anderen, neuen Ansatz bietet: Ein Technologiecluster rund um das Automobil bietet beste Voraussetzungen, um den Ring in eine gesicherte Zukunft zu führen.

War das Votum im Gläubigerausschuss einstimmig?
Lieser: Es war eindeutig. Mehr kann ich Ihnen dazu nicht sagen.

Also nicht einstimmig?
Lieser: Bitte haben Sie Verständnis, dass ich dazu nichts sagen kann.

Es soll zuletzt noch ein Angebot regionaler Unternehmer gegeben haben. Warum wurde das nicht mehr berücksichtigt?
Thomas B. Schmidt: Es sind die ganze Zeit noch Angebote eingegangen. Das von Ihnen genannte kam ohne Nachweise. Es hätte aber auch nicht ausgereicht, um das vorliegende Angebot zu verdrängen.

Sind Sie erleichtert, dass der langwierige Verkaufsprozess nach einem Jahr endlich vorbei ist?
Schmidt: Ich freue mich besonders für die Mitarbeiter am Nürburgring. Sie haben trotz der Hängepartie einen tollen Job gemacht. Ihre Arbeitsplätze bleiben erhalten. Der Investor ist ab sofort mit an Bord, um die Saison 2015 zu planen. Der Kalender ist gut gefüllt, es gibt viele Interessenten.

Sind Sie mit dem erzielten Kaufpreis zufrieden?
Lieser: Als Verkäufer kann man mit dem Preis nie zufrieden sein. Es ist aber ein fairer Preis, der den derzeitigen Wert der Anlagen widerspiegelt.
Auch heute haben wieder Kritiker gegen den Verkauf des Nürburgrings protestiert. War der wirklich notwendig?
Lieser: Natürlich ist es so, dass keiner den Nürburgring verkaufen wollte. Er war in Landeshand und sollte es auch bleiben. Aber aufgrund der Investitionen hatte sich die Sachlage geändert. Das Europarecht hat uns zum Verkauf gezwungen. EU-Wettbewerbskommissar Joaquin Almunia hat sich in einem Brief eindeutig geäußert, dass am Verkaufsprozess nicht zu rütteln ist.

Schmidt: Um es zuspitzend zu formulieren: Wenn wir den Ring nicht verkauft hätten, wäre es am Jahresende zur Stilllegung gekommen.

Wie kann die besorgte und teils aufgewühlte Region besänftigt werden?
Schmidt: Es wird ein Beirat eingerichtet, um den Ring im Interesse der Region weiterzuentwickeln. Daran werden sich Unternehmer und Kommunen aus der Region beteiligen.

Wie sicher sind Sie, dass die EU-Kommission ihren Segen gibt? Haben Sie die Details des Verkaufs mit ihr abgesprochen?
Schmidt: Sie können mit der EU-Kommission nichts absprechen. Es gab aber von der ersten Minute an intensive Kontakte mit der Arbeitsebene. Kein einziger Schritt, den wir in dem ganzen Verfahren unternommen haben, war Brüssel unbekannt. Insofern gehe ich fest davon aus, zumal wir auch keinerlei andere Hinweise haben, dass der Verkaufsprozess absolut ordnungsgemäß abgelaufen ist.

In Brüssel ist also auch die Firma Capricorn als Investor schon bekannt?
Lieser: Selbstverständlich. fcg

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