"Nur eine dumme Bemerkung"

Die Warnung eines Schülers vor einem möglichen Amoklauf am Wittlicher Cusanus-Gymnasium provozierte am Freitagmorgen einen Polizeieinsatz. Die Beamten stellten jedoch schnell fest, dass keine Gefahr drohte.

Wittlich. Wenn der Begriff "Amok" fällt, geht die Polizei kein Risiko ein und reagiert sofort. Die Tragödien von Erfurt (2002), Emsdetten (2006), Winnenden und Ansbach (2009) haben tiefe Spuren hinterlassen. Seit zwei Jahren trainiert die Polizei bundesweit intensiv die Abwehr von Amokläufen an Schulen. Vor wenigen Tagen fand in Trier eine "Sonderkonferenz Amok" statt, in deren Mittelpunkt die Reaktion im Ernstfall stand (der TV berichtete). Ein Schüler des Wittlicher Cusanus-Gymnasiums meldete am Freitag, einer seiner Mitschüler habe von einem Amoklauf gesprochen. "Ich habe dermaßen die Schnauze voll, ich laufe hier bald Amok" - so soll sich dieser Schüler im Internet-Chatprogramm ICQ geäußert haben. Doch Manfred Burbach, Jugendsachbearbeiter der Polizeiinspektion Wittlich, gab schnell Entwarnung: Hier droht kein Amok-Lauf.

"Manfred Burbach ist am Freitag sofort zur Schule gefahren", meldete die Polizei Wittlich gestern. "Der Schüler wurde aus dem Unterricht genommen und befragt." Dabei habe sich herausgestellt, dass der Satz des Jungen im Chat "lediglich eine dumme Bemerkung war, die dann hochgepuscht worden ist". Der Schüler stamme aus absolut stabilen und guten familiären Verhältnissen. "Mit ihm ist zu 100 Prozent alles in Ordnung." Ob die Amok-Warnung ernst gemeint oder ein misslungener Scherz war, stand gestern noch nicht fest.

Meinung

Glaubwürdigkeit in Gefahr

Falscher Alarm in Wittlich - ebenso falsch wäre es, der Polizei vorzuwerfen, sie habe überreagiert. Im Ernstfall wird ein schneller, konsequenter und gut koordinierter Einsatz wahrscheinlich Leben retten. Falls ein Schüler tatsächlich Hinweise auf einen drohenden Amoklauf sieht, muss er sie melden. Aber bewusste Irreführungen, Fehlalarme und andere schlechte Witze werden nicht nur äußerst hart bestraft, sondern setzen auch die generelle Glaubwürdigkeit solcher Warnungen herab. Und das wäre im Ernstfall fatal. j.pistorius@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort