Pläne des Trierer Bistums: XXL-Pfarreien werden reich

Trier · Interne Pläne des Trierer Bistums sehen vor, dass die vor der Auflösung stehenden Kirchengemeinden ihr Vermögen den neuen Großpfarreien übertragen.

Die bei der Diskussion über die neuen Großpfarreien im Bistum Trier bislang offengelassene Vermögensfrage ist entschieden. Danach sollen die Immobilien, Grundstücke und Gelder der 887 Pfarreien den 35 neuen XXL-Pfarreien zugeschlagen werden, bestätigte Bistumssprecherin Judith Rupp entsprechende Informationen unserer Zeitung.
Für diese Variante hatten sich alle 32 Dechanten und die Leitungskonferenz des Bistums ausgesprochen, wie einem unserer Zeitung vorliegenden internen Schreiben zu entnehmen ist.

Die Frage, was bei einer Fusion mit den Vermögen der einzelnen Kirchengemeinden passiert, hat die Gläubigen bei den zurückliegenden Diskussionsveranstaltungen mit Triers Bischof Stephan Ackermann ähnlich stark interessiert wie die künftigen Entfernungen zu kirchlichen Angeboten. Bei einigen Katholiken schwang da die Befürchtung mit, dass von dem mühsam Angesparten womöglich nichts mehr für die Instandhaltung der Kirche im eigenen Dorf übrigbleibt, wenn das Geld erst einmal im großen Topf gelandet ist.

Auch dem neuen Verwaltungschef des Bischofs, Generalvikar Ulrich von Plettenberg, schwant offenbar, dass die geheim gehaltene Verfahrensweise nicht überall auf Begeisterung stoßen wird. Der von der Bistumsleitung favorisierte Ansatz sei "mit Ängsten und Vorurteilen verbunden" und könne besonders für Ehrenamtliche "mit möglicherweise demotivierender Unsicherheit verbunden sein und dem Gefühl, etwas weggenommen zu kriegen", heißt es in dem internen Schreiben an die Dechanten.

Um den drohenden Protest gegen das "Alles-in-einen-Topf-Modell" in Grenzen zu halten, betonen die Bistumsverantwortlichen aber, dass es den Kirchengemeinden möglich sei, sogenannte zweckgebundene Vermögensanteile zu definieren. Dies könnte in der Praxis beispielsweise bedeuten, dass das in einer Pfarrei in der Vergangenheit bereits gesammelte Geld für die Renovierung einer Orgel auch in einer Großpfarrei nicht für etwas anderes verwendet werden darf.

Zunächst einmal soll jetzt allerdings geklärt werden, wie reich die 887 Kirchengemeinden im Bistum eigentlich sind. Fachleute schätzen, dass dabei ein dreistelliger Millionbetrag zusammenkommen dürfte. Eine offizielle Zahl war am Donnerstag nicht zu erhalten. Doch längst nicht jede Pfarrei verfügt über schmucke Immobilien, wertvolle Grundstücke und ein gut gefülltes Bankkonto. Einige Kirchengemeinden schreiben schon seit Jahren rote Zahlen und schieben einen Schuldenberg vor sich her. Dort dürften die Gläubigen den Großpfarreien mit der neuen Vermögensstruktur wohl deutlich gelassener entgegensehen.

Womöglich hält sich der Protest aber auch andernorts in Grenzen - wie zuvor nach Bekanntgabe des Zuschnitts der neuen XXL-Pfarreien. "Wir dachten, danach sei der Teufel los", sagte am Donnerstag ein hoher Geistlicher unserer Zeitung, "doch bislang war es nicht mehr als ein Sturm im Wasserglas." Woran dies liegen könnte, macht ein Dechant deutlich, der ebenfalls nicht mit Namen genannt werden will: "Dass kaum Protest kam, hat auch mit Ratlosigkeit und Resignation zu tun."

So geht's weiter: Noch ist in Sachen Neuzuschnitt der Pfarreienlandschaft nichts endgültig in trockenen Tüchern. Die sogenannte Resonanzphase, in der die Gläubigen Änderungsvorschläge machen können, läuft noch bis in den Herbst. Erst Ende November will Bischof Stephan Ackermann die dann möglicherweise noch einmal leicht veränderten Strukturen festzurren.

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