Priester: Vom Einzelkämpfer zum Teamarbeiter

Trier · Der Beruf des Priesters wandelt sich. Statt einer Pfarrei betreuen katholische Geistliche im Bistum Trier heute große Gebiete mit bis zu 14 Gemeinden. Bischof Stephan Ackermann hat alle 300 Gemeindepfarrer des Bistums nun verpflichtet, an einer Fortbildung teilzunehmen, damit sie für ihre neuen Rollen fit gemacht werden.


Trier. Seit Inkrafttreten der Strukturreform im Bistum Trier im September 2011 hat sich einiges verändert: In etlichen Pfarrhäusern wohnen nun Kooperatoren, der klassische Dorfpastor ist ein Auslaufmodell. An den Namen Kooperator mussten sich viele Katholiken erst gewöhnen. Gewöhnen müssen sich auch die Priester an ihre neuen Rollen. Statt sich alleine um eine Pfarrgemeinde zu kümmern, leiten einige Priester jetzt ganze Pfarreiengemeinschaften.
Für Zweidrittel der 173 Einheiten sei eine Doppelspitze aus Leiter der Pfarreiengemeinschaft und Kooperator vorgesehen, sagte der Priesterreferent des Bistums Trier, Markus Nicolay. Auch der Kooperator steht vor neuen Herausforderungen. Er ist frei von Verwaltungsarbeit und kann sich so mehr der Seelsorge widmen. "Aber er darf beispielsweise nicht zum Kaplan degradiert werden", sagte Nicolay.
Damit sich alle in ihren neuen Rollen besser zurechtfinden und intensiver zusammenarbeiten, hat Triers Bischof Stephan Ackermann die etwa 300 Gemeindepfarrer nun verpflichtet, an einer Fortbildung teilzunehmen. Das Motto: "Als Priester im Bistum Trier heute gemeinsam Seelsorge gestalten".
Der Theologe, Psychologe und Organisationsberater Dr. Valentin Dessoy (Firma Kairos) und Domvikar Engelbert Felten leiten die Kurse, die bis 2016 abgeschlossen sein sollen. "Priester müssen heute teilweise Pfarreien-Gemeinschaften mit bis zu 20 000 Katholiken, vielen hauptamtlichen Mitarbeitern und Ehrenamtlichen leiten", sagte Nicolay. Das entspreche der Größe eines mittelständigen Unternehmens.
Vielen Priestern falle es schwer, statt Seelsorger nun auch Manager zu sein, sagt Organisationsberater Dessoy. Der Kurs gebe den Geistlichen daher Unterstützung und Instrumente an die Hand, um mit der neuen Situation umgehen zu können. Teamarbeit wird künftig großgeschrieben: Im Kurs geht es daher auch um Zusammenarbeit der Priester in den unterschiedlichen Rollen und Aufgaben, Konfliktbewältigung, Teamentwicklung, Stress- und Zeitmanagement und um Kooperation und Delegation.
Wie wichtig dem Bistum Trier das Ziel Teamarbeit ist, zeigt sich auch darin, dass alle Gemeindepfarrer gecoacht werden. Im Erzbistum Köln hingegen sind laut Nicolay nur diejenigen, die in leitender Funktion tätig sind, geschult worden.
Auch der Umgang mit eigenen Erwartungen und denen der Gläubigen werde geschult. "Priester dürfen nicht den Erwartungen der Menschen und den eigenen hinterherlaufen", sagte Nicolay. Da lauere die Gefahr, dass sie krank und in Misskredit bei Pfarrangehörigen fallen würden. Erwartungen müssten der Realität angepasst werden, sagte Nicolay.
Extra

Das Bistum Trier erstreckt sich über die ehemaligen Regierungsbezirke Trier und Koblenz sowie weite Teile des Saarlands. Die Gesamtfläche beträgt knapp 13 000 Quadratkilometer. Im Bistum gibt es 1,47 Millionen Katholiken, heißt: Ein Großteil der Bevölkerung ist katholisch. Die Zahl der Priester geht kontinuierlich zurück: Nach Zahlen des Generalvikariats gab es 2011 nur drei neue Priester, während im gleichen Zeitraum elf Bistumspriester starben. kat

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