Probleme gut, alles gut

Die Kritik wächst, doch die Tests laufen weiter: Die elektronische Gesundheitskarte wird trotz zunehmender Proteste von Ärzten weiter in Trier getestet. Erste Ergebnisse zeigen, dass noch Nachbesserungsbedarf besteht.

Trier. (wie) Till Moysies freut sich, dass es Pannen bei der Benutzung der elektronischen Gesundheitskarte gibt. Er ist allerdings kein Gegner der Karte. Im Gegenteil. Moysies leitet den Karten-Test in Trier. Seit September können Versicherte in der Stadt die Karte bei einigen Ärzten, Apotheken und Krankenhäusern nutzen. 7500 Karten sind von den Krankenversicherungen ausgegeben worden. "Der Test läuft so, wie er laufen sollte", sagt Moysies. Das bedeutet aber nicht, dass alles reibungslos läuft. Immer wieder stoße man auf Probleme, mit denen man vorher gar nicht gerechnet habe. "So soll es auch sein. Dafür ist doch ein Test da, damit man sieht, wo noch nachgebessert werden muss", verteidigt Moysies die Pannen mit der Gesundheitskarte. Die vor dem Test von Ärzten geäußerte Befürchtung, die Nutzung der Karte könnte zeitaufwendig sein, scheint sich teilweise zu bestätigen. Die Eingabe der Notfalldaten - also etwa Angaben zu Medikamenten, die nicht vertragen werden, der Blutgruppe oder Diagnosen - nimmt viel Zeit in Anspruch. Ärzte, die an dem Test teilnehmen, beschweren sich, das Erfassen der Daten sei zu kompliziert. So muss der Patient, obwohl er dies bereits beim Betreten der Praxis getan hat, erneut seine achtstellige Identifikationsnummer eingeben, danach der Arzt seine Geheimzahl, und wenn die Daten erfasst wurden, müssen beide wieder ihre Zahlencodes eintippen. "Das ist vom Datenschutz so vorgeschrieben", sagt Moysies. Die zunehmende Zahl der Karten-Kritiker, darunter zahlreiche Ärzteverbände und auch die Bundesärztekammer, sieht durch die geplante Einführung der Karte den Datenschutz allerdings in Gefahr. Die Daten seien nicht sicher, lautet die immer wieder geäußerte Befürchtung. "Die Kritik hat nichts mit den Ergebnissen der verschiedenen Tests in Deutschland zu tun", sagt Moysies. Zum Teil widerlegten die Tests sogar die Kritiker. Moysies geht davon aus, dass im Herbst in einem Testgebiet etwa in Sachsen oder in Nordrhein-Westfalen eine abgespeckte Version der Karte (mit Passbild des Versicherten und mit Speicherchip) flächendeckend eingeführt wird. Wann die Karte bundesweit ausgeteilt wird, ist unklar. Einen Flop wie bei der LKW-Maut will sich die Politik vor der Bundestagswahl nicht leisten.

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