Karriere Studie lässt Trier alt aussehen: Zu wenige Frauen arbeiten in kommunalen Firmen in Chefpositionen

Trier/Friedrichshafen · In öffentlichen Unternehmen arbeiten noch zu wenig Frauen in Chefpositionen, heißt es in einer neuen Studie der Zeppelin Universität in Friedrichshafen. Rheinland-Pfalz liegt dabei im unteren Bereich.

Von Florian Schlecht
und Friederike Marx (dpa)

Was haben die Stadt Trier und der FF USV Jena gemeinsam? Geht es um Frauen, belegen beide in einer Angelegenheit bundesweit den letzten Platz. Während die Fußballmannschaft aus Jena in der abgelaufenen Saison die rote Laterne in der Frauen-Bundesliga trug, ist Trier Letzter in einer Studie, die den weiblichen Anteil in Spitzenpositionen kommunaler Unternehmen untersuchte. Zugegeben: Die Macher fanden in Trier nur sechs Unternehmen, die sie über Internetrecherche unter die Lupe genommen haben und in denen sie null Frauen in Führungskräften zählten.

Dennoch stellt die Studie der Zeppelin Universität Friedrichshafen ganz Rheinland-Pfalz generell kein gutes Zeugnis aus. Demnach stellen Frauen bei Positionen im Topmanagement öffentlicher Unternehmen lediglich einen Anteil von 8,9 Prozent. Nur Schleswig-Holstein (7,8 Prozent) steht im deutschlandweiten Vergleich schlechter da. Dem Bundesdurchschnitt (18 Prozent), geschweige denn Tabellenführer Berlin (31 Prozent) hinken beide Länder hinterher.

Immerhin: In kommunalen Unternehmen größerer deutscher Städte haben Frauen der Studie zufolge häufiger Top-Positionen inne als in börsennotierten Firmen. „Einige Städte liefern positive Beispiele und bekommen es hin, andere nicht. Das hängt auch stark vom politischen Willen und der Tatkraft der Stadtspitze ab“, sagte Studienleiter Ulf Papenfuß.

Zum Vergleich: Bei 160 börsennotierten Firmen waren nach einer Studie des Beratungs- und Prüfungsunternehmens EY zur Jahresmitte im Schnitt 7,8 Prozent aller Posten in der Chef-Etage mit Managerinnen besetzt. Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) hatte es vor wenigen Tagen in einem TV-Redaktionsgespräch auf die Quote in der Wirtschaft zurückgeführt, dass inzwischen zumindest mehr Frauen in Spitzenpositionen arbeiten.

Ausgewertet wurden nun 1529 öffentliche Unternehmen wie Stadtwerke oder Krankenhäuser in 69 Städten. Verglichen wurden Stadtstaaten, Landeshauptstädte und die vier größten Kommunen je Bundesland. Zu beachten gilt: In manchen Städten sitzen einzelne Managerinnen in mehreren Führungs-Gremien, was deren Wert verbessert. In einigen Kommunen sind zudem deutlich weniger Topposten zu besetzen als in anderen – wie in Trier. Es gehe nicht um einen „unreflektierten“ Vergleich von Prozentwerten im Sinne von „besser oder schlechter“, betonten die Autoren.

Insgesamt gibt es den Angaben zufolge bei den untersuchten Städten ein deutliches Gefälle zwischen Ost und West. Die östlichen Bundesländer (ohne Berlin) kommen zusammengerechnet auf einen Frauenanteil von 22,5 Prozent im Vorstand, der Geschäftsleitung oder Geschäftsführung kommunaler Unternehmen. In den westlichen Bundesländern ohne die Stadtstaaten Hamburg und Bremen sind es 13,5 Prozent. „Eine Rolle dürften die unterschiedlichen Erwerbsbiografien spielen. Ebenso die Vereinbarkeit von Beruf und Familie“, sagte Papenfuß.

Besonders häufig sind Topmanagerinnen der Studie zufolge in den Bereichen Kultur, Gesundheit und Soziales sowie in Krankenhäusern zu finden. Deutlich geringer ist ihr Anteil zum Beispiel bei Stadtwerken oder im Bereich Verkehr, öffentlicher Personennahverkehr und Transport.

„Insgesamt zeigen die Zahlen, dass etwas getan werden muss, wenn man das politische Ziel ernst nimmt, Gleichberechtigung von Frauen und Männern zu fördern“, sagte Papenfuß. Er schlägt unter anderem vor, kommunale Unternehmen zu verpflichten, im Lagebericht als Teil des Jahresabschlusses über den Anteil von Frauen auf verschiedenen Führungsebenen zu informieren. Auch Zielgrößen für die Zukunft sollten dabei genannt werden.

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