Trierer Bischof nach neuen Missbrauchsfällen in der Kritik

Trier · Nach dem Bekanntwerden weiterer Missbrauchsfälle im Bistum Trier wächst der Unmut über die Verantwortlichen im Generalvikariat. Offen wird inzwischen auch Bischof Stephan Ackermann (48) kritisiert. „Wir haben Fehler gemacht“, räumt sein Sprecher ein

 Bischof Stephan Ackermann. TV-Foto: Friedemann Vetter

Bischof Stephan Ackermann. TV-Foto: Friedemann Vetter

Die vor zwei Wochen bekannt gewordenen Missbrauchsvorwürfe gegen zwei Bistumspriester haben eine Welle der Empörung ausgelöst. Hauptvorwurf: Trotz anderslautender Zusicherungen werde beim Thema Missbrauch "weiter verharmlost, verschwiegen und auf die lange Bank geschoben". Das behauptet der Saarbrücker Pastoralreferent Heiner Buchen. Ähnliche Vorwürfe erhebt auch die katholische Jugendorganisation KSJ. "Wir sind empört darüber, wie im Bistum Trier mit den erneut auftretenden Fällen von sexuellem Missbrauch umgegangen wurde", heißt es in einer Stellungnahme. Stein des Anstoßes ist der Fall eines 70-jährigen Saarbrücker Priesters. Der Ruhestandsgeistliche soll sich in den 90er Jahren an zwei minderjährigen Messdienerinnen vergangen haben - in einem der Fälle über einen Zeitraum von fast zehn Jahren. Als dieser Fall im Januar dem Bistum bekanntwurde, nahmen die Verantwortlichen zwar den Priester ins Gebet und brachten den weitgehend geständigen Mann auch dazu, sich selbst anzuzeigen. Allerdings wurde der Geistliche weder beurlaubt noch die Öffentlichkeit informiert. Das passierte erst mit rund zehnmonatiger Verspätung - nachdem ein Journalist der Frankfurter Rundschau von dem Fall Wind bekommen hatte, sagen Kritiker. Inzwischen wurde der Priester pensioniert; er war zuvor Opfer eines brutalen Raubüberfalls geworden und länger krankgeschrieben. "Das Bistum wollte die Sache auf Kosten der Betroffenen aussitzen", meint Rechtsanwältin Claudia Burgsmüller, die eines der Missbrauchsopfer vertritt. Ein Vorwurf, den das Bistum zurückweist. Allerdings räumt Bischofssprecher Stephan Kronenburg ein: "Wir haben Fehler gemacht, hätten das früher kommunizieren müssen. Und als im Juni bekanntwurde, dass der zuvor erkrankte Priester an einer Kindergarteneinweihung teilgenommen hatte, hätte er auch beurlaubt werden müssen." Unterdessen wurde bekannt, dass ein ehemaliger Messdiener sich vor Jahren an mehreren Kindern vergangen hat. Er ist deshalb bereits verurteilt.

„Wir hätten früher reagieren müssen "

Weitere Missbrauchsfälle im Bistum Trier

Kommentar: Opfer des eigenen Anspruchs

Archiv: Trierer Bischof suspendiert zwei Priester nach Missbrauchsvorwürfen (TV vom 1.12.2011)

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