"Verworrene Zeiten"

TRIER. Knatsch in der katholischen Kirche: Konservative Kreise werfen dem Trierer Bistum vor, eine Ausstellung unterstützt zu haben, die für Abtreibung geworben haben soll. "Alles Quatsch", heißt es aus dem Generalvikariat.

Der Kondom-Berst-Automat war für viele Jugendliche der Höhepunkt der Ausstellung mit dem beziehungsreichen Titel "Liebesleben". Ein Kondom wurde in dem Gerät so lange mit Luft aufgeblasen, bis es platzte - ein Knalleffekt, der viele Jugendliche zum Johlen brachte. Anfang Juni machte die von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZGA) zusammengestellte Ausstellung Station auf dem Trierer Viehmarkt. Ziel: Jugendlichen die Themen Verhütung und Aids näher zu bringen. Über 7000 Besucher kamen innerhalb von zehn Tagen in das Info-Zelt. Unterstützt wurde die Ausstellung unter anderem von der Familienberatungsstelle Pro Familia und dem regionalen Aidsbeirat. Und genau dessen Beteiligung kritisiert der bislang selbst Kirchen-Insidern unbekannte Initiativkreis St. Ambrosius. Neben der Aidshilfe und Pro Familia engagieren sich im Aidsbeirat unter anderem auch der Caritasverband für die Diözese Trier und der Sozialdienst Katholischer Frauen Trier (SKF). Der in Saarbrücken ansässige Initiativkreis bezeichnet die Unterstützung der Ausstellung durch kirchliche Organisationen "als Kollaboration zwischen Kirche und Kinderabtreibern". Der Zusammenschluss eher traditionalistischer, katholischer Laien setzt sich nach eigenem Bekunden für "unverfälschten und unverkürzten Glauben unserer Kirche" ein. Bis zu 300 Anhänger soll St. Ambrosius im Bistum und darüber hinaus haben. In einem scharf formulierten Brief protestierten die treu zum Papst stehenden Laienkatholiken bei Generalvikar Georg Holkenbrink und forderten eine öffentliche Distanzierung des Bistums von der Ausstellung: "Da es hier regelrecht um Menschenleben geht, können wir nicht ruhen, bis diese unglaubliche Verdunkelung des katholischen Zeugnisses in unseren verworrenen Zeiten zurückgenommen wird", heißt es in dem Schreiben. Bislang habe das Bistum jedoch die "Zusammenarbeit mit den Kinderabtreibern nicht öffentlich verabscheut", heißt es in einem auf der Internetseite kreuz.net veröffentlichen Artikel zu dem Thema. Man wolle mit dem Protest nicht Bischof Reinhard Marx angreifen, mit dem arbeite man gut zusammen, sagte ein Mitglied des Initiativkreises unserer Zeitung. Beim Bistum war gestern keine offizielle Stellungnahme zu den Vorwürfen zu erhalten. Inoffiziell hieß es jedoch, man halte sie für Quatsch, weil nicht das Bistum die Ausstellung unterstützt habe, sondern Caritasverband und SKF. An der Einstellung des Bistums gegenüber Abtreibung und Verhütung habe sich nichts geändert, hieß es aus dem Generalvikariat.

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