Zwei Herzen schlagen in der Brust von Gabriele Lohberg. Einerseits ist die promovierte Kunsthistorikerin Leiterin der Europäischen Kunstakademie im alten Trierer Schlachthof. Andererseits ist sie bekennender Fußball-Fan, früher sogar aktiv, in Zeiten, da kickende Damen noch belächelte Exoten waren. Im Sommer kann Lohberg ihre Leidenschaften unter einen Hut bringen. Denn die Akademie ist drauf und dran, sich zu Triers WM-Zentrum zu entwickeln. Als erste große Einrichtung in Trier hat die EKA die Lizenz zum "Public Viewing" erhalten - so lautet der neudeutsche Begriff für die öffentliche Vorführung von WM-Spielen auf Großleinwand. "Wir wollen zeigen, dass Kunst und Fußball gut zusammenpassen", verspricht die Kulturmanagerin. Eine Zielsetzung, die bei Fifa und DFB auf offene Ohren stößt, hat man doch schon im Vorfeld jede Menge Wert auf ein hochkarätiges Kulturprogramm im Umfeld des Mammut-Ereignisses gelegt. Da passt ein Projekt wie "Ball-Künstler" hervorragend in die Landschaft. So werden sich die heiligen Hallen der Akademie vom 27. Mai bis zum 9. Juli in ein Fußball-Mekka verwandeln, und zwar durchaus im Wortsinn. Ein 500 Quadratmeter großer Kunst-Rasen wird verlegt, zum Kunstwerk "aufgepeppt" von dem Trierer Künstler Bodo Korsig, der derzeit in Hamburg mit einer großen Ausstellung vertreten ist. Eine Tribüne erhöht das Fassungsvermögen der Indoor-Wiese auf 300 Zuschauer, mit optimalem Blick auf eine 22-Quadratmeter-Projektionsfläche. "Wir werden wirklich alle Spiele zeigen", sagt Gabriele Lohberg. Die Kunsthalle ist während der WM täglich von 14 bis 23 Uhr geöffnet. Parallel gibt es zum Thema passende Ausstellungen im Seitentrakt der Kunsthalle. Elf internationale Dozenten der Akademie, die vorher in einem Wettbewerb ausgesucht werden, setzen sich in raumbezogenen Kunstwerken mit Fußball auseinander. Aber auch "Normalbürger", vor allem Schüler, können den künstlerischen Kontakt mit dem runden Leder suchen. Im Vorfeld der WM will die Akademie bis zu 1000 Fußbälle umgestalten lassen. "Vom Bemalen über die Skulptur bis zum Auseinanderschnippeln ist alles möglich", umreißt Mitarbeiter Ralf Kotschka das Konzept. Schulen, Kindergärten und Sportvereine sollen einbezogen werden, erste Kontakte sind bereits geknüpft. Ein Teil der Bälle soll in der Kunsthalle ausgestellt werden, aber sie könnten auch Schaufenster in der Trierer Innenstadt zieren. Gespräche mit der City-Initiative sind im Gange. Die Pläne von Kotschka und Lohberg umfassen weitere Attraktionen. Ein Rahmenprogramm mit Fußball-Kurzfilmen ist in der Mache, von avantgardistischen Experimenten bis zum legendären ARD-"Fußball-Ballett". So gut wie unter Dach und Fach ist ein Beach-Soccer-Turnier, für das eigens eine Sand-Spielfläche auf dem EKA-Gelände in Trier-West angelegt wird. Vor allem ein "Girlie-Turnier" für Mädchenmannschaften verspricht große Resonanz. Lesungen mit Fußball-Satirikern und Vorträge mit Wissenschaftlern von Uni und FH ergänzen die Spiel-Übertragungen. Gemeinsam mit dem TV gibt es einen sonntäglichen WM-Stammtisch, bei dem prominente Fußball-Fans und -ignoranten aus der Region über Sport und andere Krisengebiete plaudern. Die TV-Leser sind auch mit speziellen Events, etwa zum Eröffnungsspiel, ins Programm eingebunden. WM-Partys und -Diskos unter dem Motto "Die lange Nacht der Ball-Künstler" sollen ebenso wie ein stilvoller Biergarten mit Moselblick und natürlich die hauseigenen Kunstgenüsse jenen Teil des Publikums locken, dem das pure Kicken nicht den ganz großen Kick beschert. "Unser Angebot könnte Ehen retten", frotzelt Gabriele Lohberg. Der Eintritt wird generell frei sein, finanziert wird das Programm mit den Einnahmen aus dem Verkauf von Speisen und Getränken. Aber auch Sponsoren für das künstlerische Rahmen-Angebot sind willkommen. Informationen und Kontakt für "Ballkünstler": Europäische Kunstakademie, 0651/998460. Internet: www.eka-trier.de