Flughafen Was ist los beim Besitzer des Hahn?

Trier · Der chinesische Konzern HNA soll in finanziellen Schwierigkeiten stecken. Das Frachtgeschäft am Hunsrück-Flughafen boomt wieder.

 Am Hahn lösen Berichte  über finanzielle Probelme des Flughafeninvestors HNA erneut Besorgnis aus.

Am Hahn lösen Berichte über finanzielle Probelme des Flughafeninvestors HNA erneut Besorgnis aus.

Foto: dpa/Friso Gentsch

Es vermittelt fast schon den Eindruck, als wolle HNA allen Kritikern demonstrieren: Schaut her, alles im Lot bei uns; auch die chinesische Regierung steht weiter hinter uns. Gestern veröffentlichte der chinesische Konzern auf seiner Internetseite ein Foto, das – laut Internetübersetzung – den Chef der Unternehmensgruppe mit dem Provinzgouverneur von Hainan bei einer Veranstaltung des Außenministeriums zeigt. Glaubt man den Berichten in deutschen und internationalen Wirtschaftszeitungen, dann steckt HNA, die im vergangenen Jahr bei der Deutschen Bank eingestiegen ist und die Anteile des Landes Rheinland-Pfalz am Flughafen Hahn übernommen hat, in akuten finanziellen Problemen.

Fotos, auf denen der oberste Chef des undurchsichtigen Mischkonzerns mit Vertretern der Regierung abgebildet wird, könnten ein Zeichen für verunsicherte Investoren und auch Unternehmensteile sein. Mitte Januar teilte die HNA mit, sie sei von der chinesischen Handelskammer als Unternehmen des Jahres ausgezeichnet worden. Sein Konzern habe ein Jahr des unglaublichen Wachstums hinter sich, verkündete HNA-Chef Chen Feng.

Und genau in diesem unglaublichen Wachstum sehen Kritiker auch den Grund für die finanziellen Probleme, in denen HNA offenbar steckt. Fast 50 Milliarden Euro hat das Unternehmen in den vergangenen Jahren investiert. Durch Zukauf und Beteiligungen ist ein Konstrukt entstanden, das selbst Börsenkenner als undurchsichtig bezeichnen. Chen Fen sagte kürzlich der Nachrichtenagentur Reuters, dass es einen Liquiditätsengpass gebe. Schuld daran sei eine große Anzahl an Fusionen, ein schwieriger gewordenes Marktumfeld und eine nicht mehr so brummende chinesische Wirtschaft. Es wurde berichtet, die Schulden des Unternehmens beliefen sich auf 29 Milliarden Dollar. Angeblich sollen alle Investitionen kreditfinanziert gewesen sein.

Nachdem der HNA-Chef das verkündet hatte, brachen die Aktien der Deutschen Bank ein. Es bestand die Befürchtung, dass sich der Konzern von Beteiligungen trennen könnte, um sich Geld zu beschaffen. HNA hält knapp unter zehn Prozent der Anteile an der Deutschen Bank und ist damit größter Anteilseigner.

Am Hahn ist das Unternehmen mit 82,5 Prozent Mehrheitseigner. Für 15 Millionen Euro hat HNA die Anteile des Landes erworben. Nun geht auf dem Flughafen die Angst um, dass die finanziellen Probleme dazu führen könnten, dass sich der neue Besitzer aus dem Hunsrück verabschieden könnte. „Die Vermutung, dass sich das Unternehmen durch den schnellen Expansionskurs im In- und Ausland über die letzten Jahre finanziell übernommen hat, besteht seit längerem“, sagte Max Zenglein vom Berliner Mercator-Intstitut für China-Studien gestern unserer Zeitung. Die aktuellen Berichte bestärkten die Vermutungen, dass der Konzern einen Liquiditätsengpass habe. HNA und eine Reihe weiterer hoch verschuldeter und aggressiv im Ausland expandierender Unternehmen seien bereits seit längerem im Fokus der chinesischen Behörden, sagt der China-Kenner. „Die Behörden möchten Risiken für das Finanzsystem und vor allem für die Reputation chinesischer Unternehmen eindämmen.“

Als mögliche Konsequenzen der finanziellen Probleme sieht er den Verkauf von Unternehmensanteilen, um die Liquidität zu verbessern und Verbindlichkeiten nachzukommen. Ob das auch für den Hahn gilt, ist unklar. Fakt ist: Bislang ist wenig über die konkreten Pläne von HNA dort bekannt geworden Man wolle zunächst das Frachtgeschäft ausbauen, verkündete HNA-Sprecher Christoph Goetzmann im vergangenen Sommer zu Beginn der regelmäßigen Frachtflüge der Tochterfirma des Konzerns, Suparna Airlines. Und das scheint dem neuen Hahn-Besitzer auch gelungen zu sein. Im vergangenen Jahr stieg das Frachtaufkommen auf dem Hunsrück-Flughafen um 74,6 Prozent auf fast 127 000 Tonnen. Die Zahl der Passagiere sank allerdings um über fünf Prozent auf knapp 2,5 Millionen.

Welche Investitionen HNA auf dem Hahn plant, ist derzeit völlig unklar. Wenn es etwas zu verkünden gebe, werde man es verkünden, sagte Goetzmann im vorigen Jahr unserer Zeitung. An die Devise scheint man sich zu halten. So ist derzeit völlig unklar, ob die finanzielle Schieflage des Flughafenbesitzers Auswirkungen auf dem Hunsrück haben wird.

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