Wer ist schuld an der Katastrophe? Prozess um Luxair-Absturz beginnt

Luxemburg · Fast neun Jahre nach dem Absturz einer Luxair-Maschine in Luxemburg mit 20 Toten hat am Montagnachmittag der Prozess gegen die mutmaßlichen Verantwortlichen des Unglücks begonnen. Neben dem Piloten sind auch drei ehemalige Luxair-Chefs und drei Techniker angeklagt.

6. November 2002, 10.06 Uhr: Auf einem Feld in der Nähe des luxemburgischen Niederanven unweit des Flughafens Findel zerschellt im dichten Nebel eine Propellermaschine der Fluggesellschaft Luxair. Der Flug mit der Nummer LG 9642 war in Berlin mit Ziel Luxemburg gestartet. 20 Menschen sterben, 15 Deutsche, vier Luxemburger und ein Franzose. Der damals 27 Jahre alte Pilot und ein französischer Passagier überleben.

Fast neun Jahre nach der größten Katastrophe der Luxair beginnt an diesem Montag der Prozess gegen die mutmaßlich Verantwortlichen für den Absturz. Sieben Angeklagte müssen sich wegen fahrlässiger Tötung in 20 Fällen und wegen Verstößen gegen das Luftfahrtgesetz verantworten. Auf der Anklagebank sitzen neben dem Piloten der Unglücksmaschine, drei ehemalige Luxair-Generaldirektoren, darunter der zum Zeitpunkt des Unglücks amtierende Chef der Gesellschaft, Christian Heinzmann, und ein technischer Direktor sowie zwei Flugzeugmechaniker. In dem Prozess, der zunächst auf 24 Tage angesetzt ist, geht es darum nachzuweisen, inwiefern der Absturz hätte vermieden werden können. Den ehemaligen Luxair-Verantwortlichen wird unter anderem vorgeworfen, von Konstruktionsfehlern in der Maschine vom Typ Fokker.50 gewusst, diese aber nicht abgestellt zu haben. So hatte der Pilot während des Landeanflugs einen Schalter umgelegt und damit eine Art Schubumkehr aktiviert, wodurch die Propeller plötzlich stehen blieben und die Maschine auf das Feld stürzte.

Immer wieder verzögerte sich der Prozessbeginn. Henri Eipers, Sprecher der luxemburgischen Justizbehörde, begründet das zum einen mit den umfangreichen Gutachten und der Auswertung der in 42 Ordnern zusammengefassten Akten zu dem Unglück. Aber auch durch ständige Einsprüche und Gegengutachten der Angeklagten hat sich das Verfahren in die Länge gezogen. Einige Hinterbliebene der Absturzopfer treten in dem Prozess als Nebenkläger auf. Sie werden, wie schon in der Zeit davor, psychologisch betreut.

Für den Prozess, den Eipers als einen der größten in der luxemburgischen Justizgeschichte beschreibt, wurde eigens der große Gerichtssaal im Justizgebäude in Luxemburg-Stadt umgebaut, um möglichst allen Zuschauern Platz zu bieten. Über 50 Journalisten wollen über das Verfahren berichten.

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