Westerwald-Wolf: Kaum da, schon tot

Trier · Ein vor zwei Monaten erstmals im Westerwald gesichteter Wolf ist tot. Das Tier wurde von einem Unbekannten erschossen. Der Landesjagdverband hat für Hinweise auf den Täter 1000 Euro Belohnung ausgesetzt.

Trier. "Empfangen wir den Wolf ohne Vorurteile und geben ihm eine Chance in seiner neuen, alten Heimat." So endet ein am Samstag im TV veröffentlichter Leserbrief von Michael Wagner. Gut möglich, dass der Wolf zu diesem Zeitpunkt schon tot war. Zwei Spaziergänger aus Köln entdeckten das mit einer großkalibrigen Waffe erschossene Tier am Samstagnachmittag bei Hachenburg im Westerwaldkreis.
Kleine Sensation


Der Ort liegt etwa 15 Kilometer Luftlinie entfernt von Steimel (Kreis Neuwied), wo der Wolf vor fast auf den Tag genau zwei Monaten das erste Mal entdeckt worden war.
Eine kleine Sensation. Denn nach Angaben des Naturschutzbunds Deutschland ist es 123 Jahre her, dass zum letzten Mal ein Wolf in dieser Region gesichtet wurde. Auch dieses Tier wurde seinerzeit erschossen.
Wer den am Samstag bei Hachenburg tot aufgefundenen Wolf auf dem Kerbholz hat, ist noch ungewiss. "Das ist alles sehr dubios", sagte Kreisjagdmeister Bernd Schneider. Nach seinen Angaben hat in dem Revier am Wochenende keine Jagd stattgefunden. Und die Pächter seien auch nicht vor Ort gewesen. "Es ist völlig unverständlich, warum jemand den Wolf abgeschossen hat", wird der Kreisjagdmeister zitiert.
Nach Angaben des Landesjagdverbands wurde der zwei Meter lange und 30 Kilogramm schwerer Rüde mit einer großkalibrigen Waffe erschossen. Wurde die Waffe legal erworben, könnte sie einem Jäger gehören. Wird der Schütze im Nachhinein ermittelt, könnte er seinen Jagdschein allerdings bald los sein. "Das ist nicht entschuldbar, der Täter muss zur Rechenschaft gezogen werden", sagte Landesjagdpräsident Kurt Alexander Michael unserer Zeitung.
Ministerin für Koexistenz


Für Hinweise, die zur Ermittlung des Täters führen, haben die rheinland-pfälzischen Jäger 1000 Euro Belohnung ausgesetzt. "Der Wolf-Abschuss muss lückenlos aufgeklärt werden", sagt Michael. Zunächst einmal muss aber geklärt werden, ob es sich bei dem erschossenen Tier tatsächlich um einen Wolf handelt. Das Ergebnis eines Gentests soll nach Angaben der Mainzer Umweltministerin Ulrike Höfken vermutlich am heutigen Dienstag vorliegen. "Wir gehen aber zu 99 Prozent davon aus", hieß es am Montag beim Landesjagdverband. Sollte sich in absehbarer Zeit noch einmal ein Wolf nach Rheinland-Pfalz verlaufen, soll es ihm besser ergehen als seinen beiden Vorgängern. Ministerin Ulrike Höfken warb jedenfalls gestern schon mal für die friedliche Koexistenz von Mensch und Tier.Extra

Seit zwölf Jahren sind in Deutschland wieder Wölfe heimisch - überwiegend im Osten der Republik. Schätzungen gehen von 15 Rudeln mit insgesamt über 100 Tieren aus.

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