"Wir müssen die Leute hier an die Hand nehmen"

Trier · Angesichts der vorhergesagten Engpässe bei qualifiziertem Personal setzt die Wirtschaft der Region zunehmend auf das gezielte Anwerben junger Auszubildender und Fachkräfte. Dabei schaut man sich in ganz Europa um.

Trier. Das Kalkül klingt logisch: Wenn in Spanien oder Griechenland massenhaft junge Leute arbeitslos sind, in Deutschland aber Fachkräfte fehlen: Warum nicht innerhalb der EU umziehen? Doch die Sache ist komplizierter als gedacht. Bürokratische Hürden und Sprachbarrieren machen die Anwerbung oft zum Hindernislauf. Dazu kommen verständliche Sensibilitäten: Wenn etwa der Trier-Saarburger Landrat Günther Schartz im polnischen Partnerkreis Puck einen möglichen Arbeitskräfte-Tranfer anspricht, dann wird ihm klar, dass man dort von der Perspektive nicht erfreut ist, junge und kompetente Menschen zu verlieren.
Noch im vorigen Jahr blies die Wirtschaft der Region zur Suche bis ganz in den Süden des Kontinents. Und nach wie vor sucht die zentrale Auslands- und Fachkräfte-Vermittlung der Arbeitsagentur 100 motivierte Nachwuchs-Mitarbeiter für Unternehmen in der Eifel und an der Mosel.
Aber der Fokus ist längst zum Nachbarn gerichtet. "Wir konzentrieren uns auf die Großregion", berichtet der Trierer Kreis-Handwerksmeister Herbert Tschickardt. Vor allem aus Lothringen will er Lehrlinge in die Trierer Gegend locken. Auch Spanien hat er weiter im Blick, aber eher, um Abiturienten für ein duales Studium zu gewinnen.
Auch Landrat Schartz will in Frankreich aktiv werden. "Die kennen Trier nur als Weihnachtsmarkt, aber nicht als Arbeitsmarkt", sagt der Verwaltungschef. Auch die Industrie- und Handelskammer ist mit von der Partie, hofft nicht zuletzt auf ein Förderprogramm der Bundesregierung für die Arbeitskräfte-Werbung in Mangelberufen. Aber eines ist dem zuständigen IHK-Geschäftsführer Matthias Schmidt klar: "Wir müssen die jungen Leute hier an die Hand nehmen." DiL

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