Wirkungslose Beruhigungspille

TRIER. Das Rätselraten um einen möglichen Verkauf des bistumseigenen Paulinus-Verlags geht weiter. Eine ursprünglich für Donnerstagabend erwartete Entscheidung wurde von den Bistumsverantwortlichen vertagt – auf Mitte Dezember.

Stephan Wahl, wortgewandter Medienchef von Bischof Reinhard Marx und nebenbei noch Fernsehpfarrer, gibt sich ungewohnt zugeknöpft: "Ich kann nicht viel sagen", erklärt er, "es gab keine Entscheidung, wir treffen uns Mitte Dezember noch einmal." Hintergrund der verbalen Enthaltsamkeit Wahls: die Zukunft des bistumseigenen Paulinus-Verlags. Das defizitäre Medienunternehmen soll, internen Plänen zufolge, für einen Euro verkauft werden - an die Trierer Verwaltungs- und Management-Gesellschaft (VMG). Von derartigen "Überlegungen", so die offizielle Bezeichnung des Konzepts, erfuhren die 44 Paulinus-Beschäftigten unlängst durch ihren Geschäftsführer Thomas Juncker. Seitdem geht die Angst um, dass nach der Übernahme möglicherweise Arbeitsplätze bedroht sind. "Dazu besteht kein Grund; niemand muss Angst um seinen Job haben", beschwichtigte Ordinariatsdirektor Wahl (TV vom 9. November). Geschluckt haben die Beruhigungspille aber nur wenige. "Die Leute rennen mir die Bude ein", sagt Paulinus-Mitarbeiter-Vertreter Michael Nahe. "Aber was soll ich denen sagen, ich weiß ja selbst nichts." Den dem TV vorliegenden Plänen zufolge, will das Bistum die Paulinus-Redakteure künftig ans Generalvikariat anbinden, während die übrigen Beschäftigten mit dem Verlag an die VMG gehen sollen. Auf diese Weise, ist zu hören, gebe es zukünftig eine saubere Trennung zwischen inhaltlichem und gewerblichem Bereich. Der Paulinus-Verlag müsse dann etwa bei weltlichen Geschäftskunden nicht mehr auf deren "kirchenfreundliche Haltung" achten. Weiterer Vorteil aus Sicht des Bistums: Die VMG ist nach eigenem Selbstverständnis keine kirchliche Einrichtung, will heißen: eigentlich ein ganz normales Unternehmen. Dass daran Zweifel bestehen, zeigt schon ein Blick auf die Gesellschafterstruktur: die VMG (und damit auch deren hundertprozentige Tochter, die Buchhandlung Interbook) gehört zu 70 Prozent dem Bistum und zu 30 Prozent dem Bischöflichen Stuhl. Und ein Blick ins Handelsregister beim Amtsgericht zeigt auch, dass es mit der "Kirchenferne" der VMG nicht weit her ist. "Die Tätigkeiten der Gesellschaft dürfen der Lehre der katholischen Kirche nicht widersprechen", heißt es da.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort