Zu wenige Geburten: In der Region machen die ersten Kreißsäle dicht

Trier · Erst ab 400 Kindern pro Jahr ist eine Geburtsstation für ein Krankenhaus rentabel, sagen Experten. In der Region Trier sind bereits Geburtshilfe-Abteilungen von Schließungen betroffen.

Die Geburtsstation im Gerolsteiner Krankenhaus macht am 1. Juli dicht. Grund: zu wenige Geburten. 157 Kinder kamen dort im vergangenen Jahr zur Welt, im Jahr 2000 waren es mehr als 600. Auch die Geburtshilfe im Hermeskeiler Krankenhaus wird geschlossen. 115 Kinder kamen im vergangenen Jahr dort zur Welt. Auch im Saarburger Krankenhaus wurde die Geburtsstation bereits geschlossen, eine Hebamme leitet dort ein Geburtshaus, in dem Frauen gebären können.

Experten gehen davon aus, dass die Zahl der Geburtsstationen in der Region weiter zurückgehen wird. Überlebensfähig seien nur große Geburtshilfe-Abteilungen mit mehr als 400 Geburten im Jahr, heißt es in der Studie des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) in Essen. Demzufolge arbeiten von den 900 Geburtshilfestationen in Deutschland 260 unrentabel - also mehr als jede vierte. 30 Minuten bis zum nächsten Kreißsaal seien ohne große gesundheitliche Gefahr für werdende Mutter und Baby zumutbar, heißt es in der Studie.

Das sieht auch der Chef der Krankenkassen AOK Rheinland-Pfalz, Walter Bockemühl, so. Kleinere Geburtsstationen seien unrentabel - und damit wohl auch nicht überlebensfähig. Aufgrund des durchschnittlich höheren Alters der werdenden Mütter steige die Gefahr von Risikoschwangerschaften, auf die wiederum größere und spezialisierte Geburtsstationen besser vorbereitet seien. Etwa in Krankenhäusern mit eigener Kinderstation wie etwa in Wittlich, wo im Jahr über 600 Kinder zur Welt kommen, und im Trierer Mutterhaus mit rund 1000 Geburten im Jahr. Auch Martin Schneider, Chef des Ersatzkassenverbands Rheinland-Pfalz, glaubt, dass es in einigen Regionen im Land zu viele Geburtsstationen gibt. "Weniger Stationen bedeuten mehr Qualität", sagt Schneider. Im Landesgesundheitsministerium heißt es, entscheidend sei die Frage der Qualität. Allerdings gebe es keine Vorgaben, dass Geburtsstationen geschlossen werden müssen.

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