Zu wenige Menschen schützen sich vor ansteckenden Krankheiten

Trier · Impfungen sind umstritten. Gegner sehen keinen Nutzen, sondern eine Gefahr in ihnen. Doch Ärzte warnen: Bei mangelndem Impfschutz können sich bereits als ausgerottet geltende Krankheiten wieder ausbreiten.

Hirnhautentzündung - wenn Kinder oder Jugendliche daran erkranken, besteht nicht selten Lebensgefahr. In Einzelfällen verläuft die Erkrankung tödlich. Wie etwa im Februar in der Eifel: Ein sechsjähriger Junge starb an den Folgen der Meningitis. "Eine Meningitis-Impfung kann zwar nicht alle Hirnhautentzündungen verhindern, sie kann aber bis zu ein Viertel der der schwerwiegenden Fälle vermeiden", sagt Volker Schneiders.

Er ist Leiter des Dauner Gesundheitsamts und rät Eltern, ihre Kinder laut den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission impfen zu lassen. Das bezahlen die Kassen. Trotzdem besteht für einige Infektionskrankheiten ein mangelnder Schutz. So haben in Trier und Trier-Saarburg gut 80 Prozent der im vergangenen Jahr eingeschulten Grundschüler eine Meningitis-Impfung. Aber erst wenn mindestens 95 Prozent der Bevölkerung gegen eine Infektionskrankheit geimpft sei, bestehe ein Schutz vor einer Ausbreitung, sagt Experte Schneiders. Vor allem Erwachsene hätten etwa bei Kinderlähmung, Diphtherie, Tetanus und Keuchhusten häufig mangelnden Impfschutz, sagt der Trierer Hausarzt Walter Gradel. Zusammen mit anderen niedergelassenen Hausärzten aus der Region veranstaltet Gradel nun eine Impfkampagne.

Bestätigt wird Gradel durch eine neue Studie. Demnach fehlen 29 Prozent der Erwachsenen ein ausreichender Schutz gegen Tetanus. Bei Diphterie sind 43 Prozent nicht geimpft. Dieses durch Tröpfchen (Husten oder Niesen) übertragene Krankheit kann sogar tödlich verlaufen. Solche Krankheiten seien heute nicht ausgerottet, sondern vor allem in Osteuropa, Asien oder Teilen Afrikas noch verbreitet, sagt Dauns Gesundheitsamtschef Schneiders. Über Reisende könnten sich die Menschen in Deutschland anstecken.

Kinderkrankheiten wie Masern können auch Erwachsenen gefährlich werden, sagt Harald Michels, Leiter des Trierer Gesundheitsamts. Knapp 90 Prozent der Erstklässler in Trier und Trier-Saarburg sind ausreichend gegen Masern geimpft, zu wenige, um eine Ausbreitung zu verhindern. Ähnlich sehe es bei Mumps, Röteln und Windpocken aus.
Der TV geht in dieser Woche in einer Serie auf Vor- und Nachteile des Impfens ein.

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