Arbeit Digitale Arbeitswelt nervt viele Beschäftigte

Die Berufswelt ist im Wandel: Die Veränderungen setzen viele Arbeitnehmer unter Druck – mit weitreichenden Folgen.

Nach einer aktuellen Untersuchung des Bundesverbandes der Betriebskrankenkassen (BKK) ist die digitale Revolution mit wachsenden psychischen Belastungen besonders in Wissens- und Dienstleistungsberufen verbunden. Nachfolgend die wichtigsten Ergebnisse im Überblick:

Wie ist der Stand bei der Digitalisierung?

Nach einer repräsentativen Umfrage unter insgesamt 3000 Beschäftigten, die der BKK-Bundesverband für seinen aktuellen „Gesundheitsreport“ in Auftrag gab, gehören für mehr als jeden zweiten Arbeitnehmer (52,5 Prozent) neue Informationstechniken wie Smartphone oder Tablet inzwischen zur täglichen Arbeit. Weitere 38,5 Prozent sind damit gelegentlich konfrontiert. Lediglich neun Prozent sind im Arbeitsleben praktisch noch komplett analog unterwegs.

Wie sehen die Beschäftigten die Entwicklung?

Mit gemischten Gefühlen. Mehr als jeder dritte Arbeitnehmer (37,8 Prozent) fürchtet den Wegfall von Arbeitsplätzen. Nur etwa jeder Sechste (17,6 Prozent) sieht in der Digitalisierung dagegen einen Jobmotor. Fast 45 Prozent der Beschäftigten erwarten indes, dass Arbeitsplatzverluste und -zuwächse ungefähr gleich sein werden. Naturgemäß ist die Digitalisierung besonders stark in den technikaffinen Berufen, also in der IT-Branche, aber auch in der Verkehrs- und Logistikbranche sowie im Gesundheitswesen ausgeprägt. Insgesamt beklagt mehr als jeder vierte Beschäftigte (26 Prozent), auch in der Freizeit für Arbeitsfragen erreichbar sein zu müssen. 41 Prozent der Beschäftigten geben an, wegen der neuen Technologien mehrere Aufgaben gleichzeitig erledigen zu müssen.

Was bedeutet die Digitalisierung für die Gesundheit?

32,7 Prozent der Beschäftigten fühlen sich durch die digitalisierte Arbeitswelt stärker psychisch und/oder physisch belastet als früher. Nur etwa jeder Siebte (14,6 Prozent) empfindet eher das Gegenteil. Gut die Hälfte (52,6 Prozent) sieht keine Veränderungen. Nach den Daten der BKK haben die wegen psychischer Störungen bedingten Krankheitstage in den letzten zehn Jahren um mehr als das 2,5fache zugenommen. Die Fehlzeiten insgesamt sind im gleichen Zeitraum aber nur um gut die Hälfte (57 Prozent) gestiegen. Ungefähr in dieser Größenordnung bewegt sich auch der Zuwachs bei den Ausfalltagen wegen Muskel- und Skelett-Erkrankungen. Berücksichtigt man, dass die Belegschaften seit dem Jahr 2006 deutlich gealtert sind, wäre ein höherer Anteil der Fehltage gerade in diesem Bereich zu erwarten gewesen, heißt es dazu in dem BKK-Report. Offenkundig habe die Digitalisierung auch zu einer Reduzierung körperlicher Belastungen geführt.

Wie sollten Firmen reagieren?

Die Untersuchung macht deutlich, dass sich ein betriebliches Gesundheitsmanagement nicht nur in der ergonomischen Ausstattung des Arbeitsplatzes erschöpfen kann. Die Unternehmen müssten sich verstärkt auch auf die psychische Gesundheit konzentrieren, forderte BKK-Chef Franz Knieps. Dazu zählten regelmäßige Gefährdungsbeurteilungen der Belastungen, aber auch konkrete betriebliche Regelungen etwa im Umgang mit dienstlichen E-Mails nach Dienstschluss.

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