360 Millionen Euro für den G7-Gipfel?

Berlin · Grüne und Naturschützer kritisieren heftig, dass der G7-Gipfel in einem Naturschutzgebiet stattfinden wird. Nicht nur dadurch steigen die Kosten für das Treffen der mächtigsten Staatschefs. Wie teuer es genau wird, darüber wird heftig diskutiert.

Redet Claudia Roth über den G7-Gipfel in Elmau, dann wird die Grüne zornig. "Und denken Sie an die Mittenwalder Buckelwiesen!", mahnte sie kürzlich. Elmau liegt inmitten eines großen Naturschutzgebietes mit vielen seltenen Tier- und Pflanzenarten. Die Eingriffe in die Natur seien kaum wiedergutzumachen, klagte Roth weiter.
Da ist was dran. Die Grünen in Garmisch-Partenkirchen kommen in einer Analyse zu dem Ergebnis: "Veranstaltungen dieser Größenordnung haben in einem derart sensiblen Umfeld nichts zu suchen." Millionen Euro müssen laut Naturschützern investiert werden, um die Schäden für Flora und Fauna so gut es geht zu beseitigen, die der G7-Tross hinterlassen wird. Wie viel Geld genau benötigt wird, weiß keiner.
Ohnehin wird um die Kosten des Gipfels heftig gestritten. Noch im vergangenen Jahr war die bayerische Staatskanzlei von einem "niedrigen zweistelligen Millionenbetrag" ausgegangen. Inzwischen beläuft sich die Summe auf 130 Millionen Euro. Davon übernimmt der Bund bisher 40 Millionen Euro. Laut Bundesregierung sind darin auch Investitionen enthalten, die der Region dauerhaft nutzen sollen.
Seit klar ist, dass das Traumhotel Schloss Elmau zur Herberge der sieben mächtigsten Staats- und Regierungschefs wird, wird nicht nur für das Wohlbefinden von Angela Merkel, Barack Obama und Co. jede Menge Geld ausgegeben, sondern auch die Infrastruktur instand gesetzt. Hinzu kommen Ausgaben für kilometerlange Zäune, Hubschrauberlandeplätze und Kameras.
Das Beispiel Heiligendamm lehrt, dass erste Kalkulationen nicht zu halten sind. Inzwischen droht auch für das Treffen in Elmau eine Kostenexplosion, wie Ralf Schneider glaubt. Er spricht für den bayerischen Bund der Steuerzahler. Vor einigen Wochen hatte dieser für Aufsehen gesorgt, indem er den Preis für den Gipfel im Alpenpanorama auf 360 Millionen Euro beziffert hatte. Von der Bundesregierung wurde dies als "hochspekulativ" abgetan.
Doch an der Berechnung hält Schneider fest. So habe die bayerische Landesregierung immer betont, Elmau werde günstiger als Heiligendamm. "Doch der Gipfel dort war vor acht Jahren, und das in einem zehnmal leichter abzusichernden Tagungsort", so Schneider zu unserer Zeitung. Die 360 Millionen seien noch "konservativ gerechnet".
Auch Claudia Roth sind die finanziellen Aufwendungen ein Dorn im Auge. Selbst wenn es am Ende "nur" die 130 Millionen Euro sein sollten, so bleibe es trotzdem fraglich, ob ein eineinhalbtägiges Treffen "solche Kosten rechtfertigt". Steuerzahlerbund-Chef Rainer Brüderle hatte im Trierischen Volksfreund bereits kritisiert, dass der G7-Gipfel Geldverschwendung sei.has

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