600 frühere Hauptschullehrer bekommen mehr Geld

Mainz · Bisher arbeiten in Rheinland-Pfalz Hunderte der betroffenen Pädagogen auch an Real- und Gesamtschulen - verdienen aber weniger. Das soll sich nun ändern.

Mainz Rund 600 ehemalige Hauptschullehrer in Rheinland-Pfalz bekommen vom gestrigen Donnerstag an die gleiche Besoldung wie Realschullehrer. Die Lehrergewerkschaft VBE hofft, dass bis 2021 jedes Jahr etwa 600 weitere Ex-Hauptschullehrer von der Besoldungsgruppe A12 auf A13 hochgestuft werden - sicher ist das bisher nur für 2018.
"Die Kollegen werden damit nicht belohnt - in den vergangenen Jahren haben sie ihre Arbeit gemacht, ohne gerecht entlohnt zu werden", sagte der VBE-Landesvorsitzende Gerhard Bold. "Wir erwarten von der Landesregierung, dass die Vereinbarungen auch für die nächsten Jahre bis zum Ende der Legislaturperiode eingehalten werden."
Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) zeigte sich erfreut, dass 600 Lehrer befördert werden, die vorher erfolgreich eine sogenannte Wechselprüfung für die Hochstufung abgelegt haben. "Ursprünglich waren 300 Beförderungen geplant", sagte Hubig. "Die Regierungsfraktionen haben es allerdings möglich gemacht, dass dieses und nächstes Jahr jeweils 600 Lehrerinnen und Lehrer befördert werden können." Eine Ministeriumssprecherin sagte, alle Lehrer, die bisher eine Prüfung bestanden hätten, würden in diesem oder dem nächsten Jahr auch befördert.
Zu den Lehrerinnen, die bereits jetzt befördert werden, gehört Vera Dahm, die an der Grund- und Realschule plus in Irrel (Eifelkreis Bitburg-Prüm) unterrichtet. 20 Jahre lang habe sie schon Realschüler unterrichtet, sei als studierte Hauptschullehrerin aber immer schlechter bezahlt worden als die Realschullehrer. "Es ist eine persönliche Befriedigung, dass der Aufstieg nun gelungen ist. Endlich ist die Ungerechtigkeit ausgeglichen", sagt sie.
Bei der Wechselprüfung musste die 47-Jährige aber auch noch mal büffeln, und das neben dem täglichen Job an der Schule. "Der Rest der Familie musste in der Zeit zurückstehen", sagt Dahm. Wie viel Geld sie künftig mehr im Monat bekommt, weiß sie nach eigenen Angaben nicht. "Ich habe nicht in die Abrechnungstabelle geschaut und lasse mich vom nächsten Gehaltszettel überraschen." Geht es nach dem VBE, macht der Unterschied mehr als 400 Euro im Monat aus.
In Rheinland-Pfalz gibt es keine staatliche Hauptschule mehr. Die rund 600 früheren Hauptschullehrer unterrichten an Realschulen plus und integrierten Gesamtschulen. Daher sollen sie nach Ansicht des Lehrerverbands VBE genauso wie Realschullehrer bezahlt werden - nach dem Motto "Gleiches Geld für gleiche Arbeit". Die Voraussetzung ist, dass sie Beamte sind und die Wechselprüfung ablegen. Die Ampelkoalition hat in ihrem Koalitionsvertrag versprochen, dass allen Lehrern mit absolvierter Wechselprüfung "eine zeitlich realistische Perspektive zur Beförderung" gegeben wird. Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig hatte Ende 2014 entschieden, dass Rheinland-Pfalz Hauptschullehrern ermöglichen muss, berufsbegleitend eine Qualifikation für das Amt des Realschullehrers zu erwerben. Eine ausgebildete Hauptschullehrerin an einer Realschule hatte auf gleiches Geld für gleiche Arbeit geklagt.
Der Lehrerverband wünscht sich auch für ehemalige Hauptschullehrer in Altersteilzeit eine Hochstufung auf die Bezahlung als Realschullehrer. Fünf Lehrer, die eine Wechselprüfung gemacht hatten, wurden aber nicht hochgestuft. Die Ministeriumssprecherin sagte, nach dem Beamtenrecht könnten Lehrer in der Freistellungsphase der Altersteilzeit nicht mehr befördert werden. Die Lehrergewerkschaft klagt, die Landesregierung versuche, den Kreis der Betroffenen durch Aussitzen zu reduzieren.

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